Im Zwischenraum
Die Papierarbeiten entstehen in konzentrierten Arbeitsphasen, die sich in unregelmäßigen Abständen zwischen den plastischen Projekten ergeben.
Der größte Werkblock entstand während eines Aufenthalts 1987 in Paris im Cité des Arts.
In Paris fand ich die mir bis dahin unbekannten Ölkreiden von Senelier – das sind eigentlich in Papierröhrchen gepresste Ölfarben mit denen man mehr malen als zeichnen kann. Die Plastizität dieses Materials kam meiner damaligen Vorstellung von plastisch dominierter Zeichnung sehr entgegen, denn im kleinen Atelier gab es sonst keine Möglichkeit bildhauerisch zu arbeiten.
Die Ironie der Geschichte kam erst im Jahr 2017 zum Vorschein, als ich die Stapel aus Paris im Archiv ordnen wollte und dabei feststellen musste, dass ein großer Teil der Papierarbeiten über die Jahre zusammengewachsen war. Das Bindemittel war durch alle Zwischenblätter diffundiert und so wurde daraus im wortwörtlichen Sinn der „Pariser Block“. Übrig geblieben sind die eher luftigen und zarteren Zeichnungen – diese überlebten die lange Lagerung zum Großteil unbeschädigt.
Die Aquarelle, und neuerdings die großformatigen Tuschezeichnungen, kreisen immer um Figuren und ihre Beziehungen zueinander. Ich versuche den Gestalten Raum zu geben, auch wenn da fast nie Konstruktionen sichtbar werden, die einen solchen abstecken würden – sie bewegen sich trotzdem nicht im luftleeren Raum.
Manchmal werfen sie Schatten die so massiv werden können, dass sich fast die ganze Körperlichkeit in den Schatten verschiebt.
Die Arbeit in „Zwischenräumen“, unabhängig von den plastischen Projekten, entsteht meistens spontan wenn sich Zeitfenster oder existenzielle Fragen auftun.
Ich empfinde diese Art der Auseinandersetzung mit der Tabula Rasa eines weißen Blattes schlussendlich immer als einen Akt der Befreiung, auch wenn sich zwischendurch starke Zweifel melden.
Nach dem Abschluss solcher „Sessions“ kann es Monate, wenn nicht Jahre dauern bis es wieder zu einer exzessiven „Session“ kommt.
