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>Auf–Zug<

Gailtalbrücke Federaun WV 798 2019

>Auf Zug<
Als weithin sichtbares Zeichen ragen 2 überdimensionale Angelruten aus Edelstahl über die Brücke hinaus. Wie es scheint, haben sich die beiden glänzenden Haken an den leuchtend roten Leinen genau in der Mitte verfangen. An beiden Ruten wird heftig gezogen, was ihre dynamische Krümmung zeigt.
Story:
Der fischer am nordufer hat gleichzeitig mit dem fischer am südufer seine angel ausgeworfen.
Beide fischen im selben wasser.
Weil sie aber so weit ins territorium des anderen auswerfen - sie glauben gerade dort wären die schöneren, besseren und größeren fische zu kriegen - kommen sie sich mit ihren haken ins gehege.
So einfach ist die geschichte an der sprachgrenze der gail zwischen finkenstein und federaun.

 

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GRUNDLAGEN

Im Brückenbau kommt der Begriff „auf Zug“ in der Tragwerksplanung oft vor. Etwas „auf Zug“ zu bewehren, sei es innerhalb vorgespannter Betonträger, sei es bei einer Abspannung – immer ist sofort klar welche Kräfte wohin geleitet werden sollen.

Eine Brücke bauen hat im sprachlichen Umgang auch noch eine andere Konnotation: dabei geht es allerdings oft um Spannungsabbau.
Beide Funktionen des Begriffs „Brücke“ (also vor dem statischen Hintergrund als auch im übertragenem Sinn) werden im vorliegenden Projekt ironisch gebrochen.

TECHNIK
Auf den beiden Brückenpfeilern werden auf den betonierten Auskragungungen westwärts zwei 8 Meter lange dynamisch gebogene Edelstahlrohrkonstruktionen mittels Flansche und Klebeanker montiert.
Die beiden „Angeln“ bestehen aus statisch berechneten Rohren, die in absteigendem Durchmesser drei mal ineinander gesteckt werden (analog zu einer normalen Angelrute).
Das  UV-beständige Kunststoff-ummantelte Stahlseil (Ø 18mm) wird entlang der Rohre über Rollen bis an den Sockel geführt und dort fixiert. Oben wird das Seil über ein Rolle bis zu dem Haken in der Mitte der Brücke geführt.
Die Edelstahlhaken  (Rohre Ø 42mm) sind in der Mitte der Installation ineinader verhakt.

Maße: 9 x 45 x 2,5 m

Jurybegründung Gailbrücke Federaun
> auf – Zug <  (Tomas Hoke) – 1. Preis
Mit dem Verweis auf einen Zug  im Titel des Beitrages wird  jene Verkehrsanlage angesprochen, die in der Nähe der Gailbrücke aus der einst agrarisch geprägten eine sicht- und hörbare industrielle Kulturlandschaft geformt hat - auf den Großverschiebebahnhof in Fürnitz , wo täglich 2800 Wagons abgefertigt und 100 Züge auf Fahrt geschickt werden.
Im Kontrastprogramm, das der Fluss liefern sollte, wo die Angler vermeintliche Entspannung suchen, geht es beim Wettkampffischen wieder um Leistungsdruck. Die Hightech-Anglerruten der Flussfischer werden vom Künstler in eine großdimensionierte Skulptur übersetzt: Zwei aus drei Teilen bestehende, acht Meter lange,  dynamisch gebogene, sich im Durchmesser nach oben verjüngende Edelstahlrohre, die auf den betonierten Auskragungen der Brückenpfeiler montiert werden, nehmen auf die hochprofessionelle Sport-Ausrüstung- und -Aufrüstung der Flussfischer Bezug. Oben aus den  Austrittsöffnungen der beiden „Angelruten“ führen signalrote Seile zu zwei signalgelben, lichtreflektierend beschichteten Haken, die genau in der Mitte der Brücke ineinandergreifen.
Den Begriff > auf – Zug < hat der Künstler dem Bauwesen entlehnt: In der Tragwerkslehre und –planung ist die Zugfestigkeit ein vorhandener Widerstand, der bei der Beurteilung der Standsicherheit zu berücksichtigen ist. Voraussetzung für die Tragfähigkeit jedes Bauwerkes ist die Ableitung auftretender Belastungen und Einwirkungen, Kräfte und Spannungen. Die Positionierung der „Angelruten“ auf den Resten des baufällig gewordenen und partiell abgetragenen Vorgängerbaues der 1940er Jahre relativiert diesen Glauben an wissenschaftliche Gesetzmäßigkeiten: Das Spiel der Kräfte bleibt trotz wissenschaftlicher Methoden (Statik etc.) unkalkulierbar, dadurch aber auch im positiven Sinn beweglich  – künstlerisch  eindrucksvoll in die Form einer dynamischen Krümmung übersetzt.
Formal und materiell reagiert die Arbeit perfekt auf die örtlich vorgefundene Architektur der Brückengeländer, bei denen  Handläufe und Staketen aus Rundstahl geformt sind. Neben der o. a.  konkreten künstlerischen Auseinandersetzung mit dem aktuellen freizeit-gesellschaftlich und verkehrs-wirtschaftlich geprägten Umfeld  der Brücke fand bei der Jury daher die unmittelbare visuelle Verbindung von künstlerischer Intervention und Brückenarchitektur eine besondere Zustimmung, die für die Bewertung als Siegerprojekt den Ausschlag gab. Mit den weit über das Fahrbahnniveau hinausragenden und ineinander verhakten „Angelruten“ setzt der Künstler  sowohl von der Kärntner Straße (B83) wie auch vom darunter querenden Radweg und vom Fluss aus ein markantes - sowohl am Tag sichtbares als auch in der Nacht wahrnehmbares - künstlerisches Zeichen.
 

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Gailtalbrücke Federaun WV 798 2019

Ansicht Nordpfeiler Gailtalbrücke Federaun WV 798 2019

Ansicht Brückenmitte Gailtalbrücke Federaun WV 798 2019

Ansicht Nordpfeiler Gailtalbrücke Federaun WV 798 2019

Ansicht Nordpfeiler Gailtalbrücke Federaun WV 798 2019

Gesamtansicht Gailtalbrücke Federaun WV 798 2019

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