Der Öffentliche Raum Kärnten als Spielwiese der Regionalentwickler – ein Kunstraum für KünstlerInnen mit elastischem Gewissen?
Kärnten wird als Tourismusland bezeichnet, so als wäre diese Idee gleichsam der identitätstiftende Nukleus einer Gesellschaft, der sich quasi in den Genen der Kärntner vermehrt hat, und heute als das Allheilmittel gegen die wirtschaftliche Krise wirken soll. Regionalentwickler treten auf, schlagen strategische Projekte zur „Förderung der Regionen“ vor, und, im Hinblick auf touristischen „Mehrwert“, neben einer Unzahl von Sport- und Unterhaltungsevents, auch im öffentlichen Raum wirksame Kunstprojekte. Bei näherer Betrachtung der Projekte, die von den Agenturen aufgelistet werden, kommt man nach weiteren Recherchen zur Vermutung, dass hier mittels Vereinnahmungen von Initiativen und Kunstproduzenten eine „Vernetzung“ suggeriert werden soll, die de facto aber nur am Papier besteht.
Der öffentliche Raum wird als Spielfeld abgesteckt und die Felder mit allem, was irgendwie vermarktbar erscheint, befüllt. Regionalverbände werden gegründet, Fördertöpfe werden angezapft, (namentlich angeführte EU-Töpfe: >Leader+, EFRE, Interregprogramme) und dann wird es undurchsichtig. In den Projektbeschreibungen sind die auf Nachhaltigkeit zielenden Floskeln zu finden - die Einlösung und/oder die Berichte über die Entwicklungen sind kaum zu finden. Es werden wohl nach dem Versiegen der EU-Töpfe für eine Weiterführung der meisten Projekte keine ausreichenden Mittel mehr zur Verfügung stehen.
Vernetzungsstrategien, die in allen Regionalentwicklungsprogrammen enthalten sind, beschwören die Synergieeffekte, die sich zwar in gemeinsamen Broschüren niederschlagen, im realen Leben aber kaum eine Rolle spielen.
Die Kunst wird in „touristische Packages“, das Leben in Kärnten als eine einzige Inszenierung angeboten. Inszenierte Plätze, Wege und Attraktionen werden in ein gezieltes Marketing eingebaut.
KünstlerInnen aus den Regionen, die mit den professionellen Gepflogenheiten des Kunstbetriebes nicht oft in Berührung kommen, sind den Avancen der Touristiker mehr oder weniger ausgeliefert, denn auch sie erwarten sich daraus einen Benefit. In den meisten Fällen sind sie aber nur Teil einer Eventmaschinerie, die Kunst nur als Aufputz einsetzt, weil es am visionären Bewußtsein für zukünftige Entwicklungen kultureller Strukturen mangelt. Eine Ausnahme wäre das international gepflegte Rosentaler Skulpturen- und Landartprojekt, das aber in erster Linie der Initiative der Galerie Walker in Weitzelsdorf zu verdanken ist, wenn nicht auch hier die Veröffentlichung fast ausschließlich über das landläufige Tourismuspaket abgehandelt würde und daher auch nach dem Auslaufen der EU-Vertrage gefährdet ist.
Nachhaltige Kunst-Projekte lassen sich auch in Kärnten nicht von Regionalentwicklungsgesellschaften aufbauen - in fast allen Fällen werden aber kurzzeitig mit unzureichenden Mitteln falsche Hoffnungen geweckt, denn zur kulturellen Entwicklung einer Region über Kunstprojekte bedarf es bekennenden, politischen Willens und das progressive Fördern von Initiativen spezifischer Kunstinstitutionen über Jahre hinweg. In der Praxis heißt das, dass meistens über Umwege Kunst in den Öffentlichen Raum getragen wird: In Graz war es „Forum Stadtpark“ und das Festival „Steirischer Herbst“, in Oberösterreich als Initialprojekt „Forum Metall“ später das „Festival der Regionen“ (FdR). Das „Festival der Regionen“ hat mehr für die regionale Kulturentwicklung getan, als alle anderen Marketingstrategien einschlägiger Agenturen. Heute sind die Ableger des FdR überall im Land spürbar, denn manche Initiativen, die sich aus dem FdR seit 1994 gebildet haben, sind heute selbstständige Institutionen. Solche Vernetzungserfolge sind Grundvoraussetzung für eine Aufbereitung des Bodens für Kunst im Öffentlichen Raum. In Kärnten wurde der historische Moment 1990/92 versäumt, nachdem die Biennale Intart („Rettung der Welt“) ein Konzept entwickelte, das weder von der „Mutterorganisation“ Kunstverein, noch auf der politischen Ebene als weiter verfolgenswert eingestuft worden war – heute lebt dieses Konzept als FdR in Oberösterreich erfolgreich weiter.
Die ästhetische Kompetenz - eine babylonische Sprachenverwirrung. (Zur falschen Zeit am falschen Ort).
In unserer geschmacksneurotischen Gesellschaft entwickeln sich Berufsbilder, die uns helfen sollen, stilsicher durchs Leben zu kommen. Früher war ein Coach Trainer eines Sportvereins – heute ist Coaching eine Dienstleistung zur Selbstinszenierung, und wer sich im Wettbewerb behaupten will, braucht das Monitoring seines Verhaltens und seiner Außenwirkung. Man kann sagen, der Beruf des Stilisten hat sich im Biotop unserer nach privaten Botschaften gierenden Gesellschaft extrem schnell entwickelt, und befördert das kulturelle Selbstverständnis als „Lifestile“.
Die Verschiebung rezeptionsästhetischer Wertedurch neue Kommunikationstechniken berührt auch die Frage nach der künstlerischen Kompetenz im Öffentlichen Raum.
KünstlerInnen, die sich mit dem Öffentlichen Raum als Ort der Kommunikation befassen, haben längst erkannt, dass es nicht mehr um „sinnstiftende“ Artefakte in Gestalt unverrückbarer Objekte geht, sondern dass heute prozessorientierte Eingriffe katalytische Wirkung unmittelbarer in die Gesellschaft tragen können. Aggregate aus diesem Kunstverständnis durchdringen die Membran der öffentlichen Kommunikation und spiegeln gleichzeitig Geschichtlichkeit durch Kunst. Im Öffentlichen Raum ist die Kunst als eigenständiges „Medium“ in den meisten Fällen obsolet geworden, auch wenn aus dem Beziehungsgeflecht Kunst / öffentlicher Umraum für die Rezeption des Ortes im permanenten energetischen Austausch ein eigenständiger Werkbegriff dies [AW4] negieren könnte - nicht die Kunst evoziert Kommunikation (über sich selbst), sondern aus der Differenz von Werk- und Wahrnehmungsprozess entwickelt sich als Drittes ein Resonanzraum, der nur noch wenig mit einem (Re-)Präsentationsraum zu tun hat. Andrerseits laufen ephemere oder rein kontextuell angelegte Projekte oft erst recht in eine selbstreferenzielle Falle, nämlich dann, wenn die Zielgruppe nur durch mediale Inszenierung erreicht werden kann, oder der Fokus der AutorInnen auf ein Fachpublikum gerichtet ist.
Dienstleister der Öffentlichkeit
Wie öffentlich ist der öffentliche Raum heute noch? Der Stadtraum, der in all seiner Verdichtung mehr öffentlichen Raum beinhaltet, als der ländliche, mutiert durch die privatwirtschaftlichen Zugriffe mittels flächendeckender (Werbe-)Botschaften immer mehr zum einseitigen Kommunikationsraum: Dem Zugriff auf unser Konsumverhalten wird überproportional Raum gegeben – nicht in Wechselwirkung, sondern als Indoktrination.
Der „Uniqatower“ am Donaukanal ist das erste Gebäude in Wien, das über eine Fassade verfügt, die rund um das Gebäude als Display für bewegte Bilder durch eine hochkomplexe Lichttechnologie fungiert. Abgesehen von der Faszination, die aus der Innovation entsteht, ist die Präsenz der übertragenen Bilder fast allumfassend. Die ästhetische Gestaltung der Programme suggeriert nicht zuletzt aus der grafischen Gestaltung, auf den ersten Blick Kunstbeflissenheit, bei näherer Betrachtung entpuppt sich dann aber doch die Werbebotschaft die nächtens über die ganze Stadt getragen wird. Diese Präsenz durchdringt den Öffentlichen Raum und macht ihn für die privaten Zwecke einer Versicherungsanstalt gefügig. Hier wird exemplarisch dargestellt, wie sich die „Privatisierung“ des Öffentlichen über „Dienstleister“ vollzieht.
Künstler als Dienstleister
Wenn man das Überfrachten des Öffentlichen Raumes durch Botschaften aus der Wirtschaft mit den medial transportierten (Werbe-)Botschaften summiert, dann wird immer deutlicher, dass kunstrelevante Kommunikation im Öffentlichen Raum in diesem Getöse zwangsläufig andere Wahrnehmungsstrategien verfolgen muss, als es die multimedial agierende Werbewirtschaft tut. Um dieses System zu unterwandern bzw. deren Wahrnehmungsmuster zu konterkarieren bedienen sich KünstlerInnen auch gezielt dieser Ästhetik.
Logographie
Die Baucontainer der STRABAG sind weltweit sofort identifizierbar, auch wenn nur Bruchstücke des Begriffs, der mit großen roten Lettern die Container überzieht, sichtbar sind. Spiegelt man diese, auf Identifizierung des Konzerns angelegte Grafik mit Heimo Zobernigs Schrift an der Bibliothek der Universität Klagenfurt, dann sind der Botschaft über den funktionalen Inhalt des Gebäudes, das auf der Außenhaut keine andere Aussage als bruchstückhaft BIBLIOTHEK trifft, ähnliche Wahrnehmungsmuster unterlegt. Während die Container der STRABAG die weltweite Präsenz eines Konzerns repräsentiert, repräsentiert die Beschriftung der Bibliothek mittelbar auch den Künstler Zobernig. Auch die Beschriftungen von Lawrence Weiner stellen noch stärker den Künstler und dessen „Botschaft“ in den ästhetischen „Rahmen“.
Diese Strategien von Kunst-Dienstleistungen im öffentlichen Interesse, die explizit Kommunikation zum Inhalt haben, unterscheiden sich hier gegenüber den Logographien der Werbewirtschaft aber doch in den Rezeptionsmustern in der Identifizierung des öffentlichen Ortes als mythologischem Raum.
Wenn Künstler des öffentlichen Raums in ihrem Selbstverständnis „Dienstleister“ der Gesellschaft sind, sei es durch politisch orientierte Interventionen, sei es durch sinnstiftende Werke, wird die Gesellschaft gefordert sein, dieses Rollenverständnis in den allgemeinen Sprachgebrauch aufzunehmen. In der zeitgenössischen Kunstproduktion sind diese Strategien – angefangen von „Handlungsanweisungen“ bis zur inszenierten Transformation des öffentlichen Raumes – längst integrale Bestandteile einer Künstlerexistenz. Die generierte Zeichenhaftigkeit der Handlungen außerhalb des Kunstraumkontextes referiert einen Paradigmenwechsel im Funktionsgefüge „Öffentlicher Raum“.
Künstler und Architekten, Wahlverwandtschaften am Bau?
Gestaltungsräume, die an der Schnittstelle zum Öffentlichen Raum als permanente Bauwerke manifest werden, sind als Domäne der Architektur für Künstler selten zugänglich, es sei denn, Künstler agieren fachkundig und bedienen sich ähnlicher Strategien wie Architekten. Der Normalfall ist für Künstler die reaktive Rolle auf ein bestehendes Bauwerk bzw. der Zuweisung eines Platzes durch Architekten bzw. Bauherren.
Zusammenarbeitsmodelle werden schon seit Jahrzehnten beschworen, selten kamen symbiotische Projekte zustande. Klaura/Kaden/Kautz haben nach jahrelanger Zusammenarbeit 2007 für den Pyramidenkogel einen neuen Turm entworfen, der als geglücktes Zusammenarbeitsmodell gelten kann. Hier ist allerdings die Integration des Künstlers (Kautz), der auch ausgebildeter Architekt ist, relativ einfach, da das architektonische Vokabular dem Künstler geläufig ist. Die Jakobskapelle in Bad Kleinkirchheim hingegen wurde von zwei bildenden Künstlern geplant und bis ins Detail festgelegt, ein Architekt wurde hinzugezogen um das Projekt zur Baureife zu führen (Hoke/Guerino). Natürlich ist auch hier die Kenntnis der Architektursprache Voraussetzung, um künstlerische Vorstellungen als Bauwerk durchsetzen zu können.
Über die landläufigen Applikationsusancen der inkongruenten Wahlverwandtschaften muss festgestellt werden: Die Logokultur als infrastrukturelles Beiwerk ist auch politisch wesentlich stärker akzeptiert, als der irritierende, künstlerische Eingriff. Dies geht soweit, dass Werbegesellschaften, die einer städtischen Verwaltung nahe stehen, leichter ihre Werbeflächen in das Stadtbild einfügen können, als andere Mitbewerber (Wien, „Gewista“, Strittig; Halbschalenplakate an den Lichtmasten vor Schönbrunn). Künstler/Architekten die in den Ensembleschutzzonen arbeiten, müssen immer wieder erfahren, wie durch endlose Genehmigungsverfahren ihre Intentionen Stück für Stück demontiert werden – von der gleichen Verwaltung, die für die Anliegen der Werbewirtschaft offensichtlich mehr Verständnis aufbringt. Insofern sitzen Künstler und Architekten im gleichen leckgeschlagenen Boot – auch in Kärnten.
Ausweg in die temporäre Intervention
Die begrenzte Dauer von temporären Projekten hat den Vorteil, dass sie, meistens in größere Projekte eingebunden, ortsspezifische Bezugssysteme in die Handlungsebene einbauen können. Öffentliche Kunstprojekte dieser Art richten sich nicht mehr ausschließlich an ein Kunstpublikum, sondern setzen die Zeichenhaftigkeit von Kunstprodukten gezielt als gesellschaftsverändernde Werkzeuge ein, auch wenn dadurch der Begriff Kunst in der Folge keine maßgebliche Rolle mehr spielt. Das Universitätskulturzentrum UNIKUM beschäftigt sich seit Jahren mit dieser Form der Intervention, es werden z.B. geführte Wanderungen zu aus dem öffentlichen Blickfeld geratene Orte und Gegenden organisiert, meistens auch begleitet durch ortsspezifische künstlerische Interventionen, deren Unauffälligkeit gerade soviel Irritation generiert, dass in der Erinnerung eine untrennbare Verflechtung mit dem erlebten Ort stattfinden kann.
Eine Produktionsgeschichte: Genese eines öffentlichen Objekts am Beispiel C.Kolig: >Loch und Haufen< zu > Liegen- Sitzen- Stehen <
Die Mutation von einem temporären, prozessorientierten Werk Cornelius Koligs aus dem Jahr 1991 („Loch und Haufen“) zu einer klassischen Figurengruppe auf Sockel im Garten der Gailtalklinik („Liegen–Sitzen–Stehen“) kann vielleicht auch als Transformation von einem flüssigen Material zu einem Festkörper beschrieben, der gewählte Ort als ein aktives „Endlager“ bezeichnet werden.
In Hermagor wurden von den vier Formlingen aus dem Projekt „Loch und Haufen“ drei zu der Gruppe „ Liegen–Sitzen–Stehen“ zusammengefügt, die thematisch den Heilungsverlauf in einem Krankenhaus spiegelt. (Ein Formling wanderte ins „Paradies“ in Vorderberg).
Der ursprüngliche Produktionsverlauf, der die Körperlichkeit mit der physischen Kraftanstrengung in archaischer Form (Graben eines Einmannloches mittels Kurzspaten) prozesshaft als Performance öffentlich zelebriert, wird durch das Ausgießen der entstandenen Negativform (mit den positven Spuren der Spatenstiche) mit Beton zu einem vorläufigen Endprodukt als Skulptur, die nach dem Herausziehen des Formlings als umgedrehter Zapfen aufgerichtet wird. Diese Manifestation vitaler Kraft wird nicht abschließend zum Menhir, dem aufgerichteten Phallus, sondern findet in der Figurengruppe „Liegen–Sitzen–Stehen“ als Bild der Brüchlichkeit des Leibes und dessen „Auferstehung“ in der Heilung seine zeitliche Entsprechung (Gailtalklinik Hermagor).
Handlungsanweisung Cornelius Kolig:
„In lehmiger Erde ist mit einem Kurzspaten ein Loch so tief auszuheben, bis der Schaufler die hinter dem Lochhorizont versinkende Umgebung nicht mehr wahrnehmen kann.
Die so entstandene Negativform wird mit Beton ausgegossen, der ausgehärtete Formling aus dem Boden gezogen, neben das Loch gestellt und blattvergoldet. Mit dem angefallenen aushubmaterial wird das Loch verfüllt und das Gelände wieder eingeebnet.“
„Der Assoziationsbogen dieser Arbeit reicht von der kleinsten Arbeitseinheit, dem Spatenstich, der Keimzelle des Landbaus, der Architektur, der Plastik, der sublimierten Form archaischen Verhaltens bis zum Einmannloch – der Falle, dem Fundament, dem Schützenloch, der Grabstätte einer durch die Benützung eines Werkzeuges, einer Prothese aufgeblasenen und verformten Leibes- und Bewegungsform. So wird der Haufen, der vergoldeten Positivform, die genaue Entsprechung des großen Lochs zum Agglomerat von Körper, Dreck, Leere, Fülle, Mal, Ernte und Tumulus.“ C.Kolig
Zitat Projekt 1991 L.u.H. Biennale INTART, Rettung der Welt, Seite 191, Ritter Verlag
DRAU
Ein Fluß, der das ganze Land durchzieht, der nach Osten ins schwarze Meer fließt hat naturgemäß auch eine politische Dimension. Die Drau kommt in allen Hymnen der durchflossenen Länder vor, ob als Projektionsfläche, als Grenze, als Demarkationslinie oder auch als poetisches Objekt; sie lässt sich mit allen möglichen Bildern aufladen und wird heute von einem Radweg begleitet.
In jüngster Vergangenheit haben zunehmend künstlerische Aktivitäten Platz gegriffen - und sehr schnell sind auch wieder die gar nicht so alten Mythen ins Spiel gebracht worden. Harmlose Aktivitäten der Regionalentwicklung wie bspw. „Kultur am Fluß“ und der Verein “Kunstradweg“ im Bezirk Völkermarkt, die nur sanft den geschichtlichen Hintergrund mit einbeziehen und hauptsächlich ortsansässige Künstler direkt beauftragen, werden durch autonomere Kulturprojekte in Zusammenarbeit mit der Galerie Walker Weitzelsdorf (Skulpturen im Schlosspark Ferlach, „landart Rosental“ in Zusammenarbeit mit Carnica Region Rosental, land-art Rosegg für junge Künstler) stromaufwärts internationaler und teilweise gesellschaftsrelevant brisanter. Die Aktivitäten des UNIKUM in diesem Raum („Sollbruchstellen“) widmen sich explizit der Geschichte und den noch immer schwelenden Konflikten im Land.
Die Drau als brisante Projektion. Abstimmungsspende, oder wie ein Missverständnis zur Hydra wird.
Drauradweg und Denkmalpfad
Aus den Mitteln eines EU Leader-Projektes (der Drauradweg führt von Südtirol über Kärnten nach Slowenien) gibt es Aktivitäten der Gemeinden, die neben der Entwicklung der Infrastruktur zum Radweg noch Geld aus der Jubiläumsabstimmungsspende erhielten (die schwerpunktmäßig für kulturelle Projekte gedacht war) und die teilweise auch für die Errichtung von neuen Denkmälern entlang der Drau verwendet wurden. Ein „Missverständnis“ entstand aus dem Namen des Fonds. Aus der „Abstimmungsspende“ sollte nun gleich auch der Drauradwanderweg in „Kärntner Abstimmungsgedenkradweg“ umgetauft werden, damit die einzuladenden Künstler auch gleich erfahren, was Thema ist. In diesem Zusammenhang muß darauf hingewiesen werden, dass die einschlägigen nationalen Verbände sozusagen als „Experten“ ins Spiel kamen, und damit dem Projekt eine für ernsthafte Künstler unakzeptable Schlagseite verpassten. In Villach kam es zum ersten Eklat, weil ein eingereichtes Projekt die Errichtung eines Denkmales zu einem hochrangigen Nazi-Politiker (Oskar Kraus, der z.B. erwiesenermaßen keine führende Rolle im Abwehrkampf innehatte), vorsah. Aus einem etwas fadenscheinigen Kompromiss heraus wurde das Denkmal schließlich doch realisiert und mit einer aufklärenden Begleittafel versehen. Die Historikerin Lisa Rettl und Werner Koroschitz haben in Bezug auf die Figur Kraus auch über die Gedächtnistraditionen und Erinnerungskultur in Kärnten gearbeitet („Ein korrekter Nazi - Oskar Kraus“, Drava Verlag 2006).
Stromabwärts wurde in Rosegg ein „Abstimmungsbrunnen“ akustisch zweisprachig errichtet (Ulrich Mertel), bei Ressing/Ferlach wurde ein überdimensionales Stahlobjekt (Rolf Gutenberger) in Kooperation mit der HTBL Ferlach in die Au gestellt, bei der Annabrücke an der Grenze zum Jauntal wurde ein klassisches (Krieger)denkmal (Werner Lössl) errichtet und in der politischen „Weichzone“ Völkermarkt hat die Stadtgemeinde eine dialogisch angelegte Skulptur zum Denkmalthema errichtet (Helmut Machhammer).
Wenn man die augenscheinlich um politischen Ausgleich bemühten Objekte in ihrer Funktion kritisch hinterfragt, kommt man immer wieder auf klassische Versatzstücke aus der Kriegerdenkmalästhetik. Zum Beispiel ist am Denkmal in Ressing neben der etwas naiven Darstellung der beiden Abstimmungsfiguren (symbolisch für die zwei Volksgruppen) ein Abwehrkampfkreuz appliziert.
Denkmal-Pflege
Aus den Mitteln eines EU Leader-Projektes (der Drauradweg führt von Südtirol über Kärnten nach Slowenien) gibt es Aktivitäten der Gemeinden, die neben der Entwicklung der Infrastruktur zum Radweg noch Geld aus der Jubiläumsabstimmungsspende erhielten (die schwerpunktmäßig für kulturelle Projekte gedacht war) und die teilweise auch für die Errichtung von neuen Denkmälern entlang der Drau verwendet wurde. Ein „Missverständnis“ entstand aus dem Namen des Fonds. Aus der „Abstimmungsspende“ sollte nun gleich auch der Drauradwanderweg in „Kärntner Abstimmungsgedenkradweg“ umgetauft werden, damit die einzuladenden Künstler auch gleich erfahren was Thema ist. In diesem Zusammenhang muß darauf hingewiesen werden, dass die einschlägigen nationalen Verbände sozusagen als „Experten“ ins Spiel kamen, und damit dem Projekt eine für ernsthafte Künstler unakzeptable Schlagseite verpassten. In Villach kam es zum ersten Eklat, weil ein eingereichtes Projekt die Errichtung eines Denkmales zu einem hochrangigen Nazi-Politiker (Oskar Kraus, der z.B. erwiesenermaßen keine führende Rolle im Abwehrkampf innehatte), vorsah. Aus einem etwas fadenscheinigen Kompromiss heraus wurde das Denkmal schließlich doch realisiert und mit einer aufklärenden Begleittafel versehen. Die Historikerin Lisa Rettl und Werner Koroschitz haben im Bezug auf die Figur Kraus auch über die Gedächtnistraditionen und Erinnerungskultur in Kärnten gearbeitet („Ein korrekter Nazi - Oskar Kraus“, Drava Verlag 2006).
Stromabwärts wurde in Rosegg ein „Abstimmungsbrunnen“ akustisch zweisprachig errichtet (Ulrich Mertel), bei Ressing/Ferlach wurde ein überdimensionales Stahlobjekt (Rolf Gutenberger) in Kooperation mit der HTBL Ferlach in die Au gestellt, bei der Annabrücke an der Grenze zum Jauntal wurde ein klassisches (Krieger)denkmal (Werner Lössl) errichtet und in der politischen „Weichzone“ Völkermarkt hat die Stadtgemeinde eine dialogisch angelegte Skulptur zum Denkmalthema errichtet (Helmut Machhammer).
Wenn man die augenscheinlich um politischen Ausgleich bemühten Objekte in ihrer Funktion kritisch hinterfragt, kommt man immer wieder auf klassische Versatzstücke aus der Kriegerdenkmalästhetik. Zum Beispiel ist am Denkmal in Ressing neben der etwas naiven Darstellung der beiden Abstimmungsfiguren (symbolisch für die zwei Volksgruppen) ein Abwehrkampfkreuz appliziert.
Als ein Gegengewicht zu der „Denkmalpflege“ entlang der Drau, hat das UNIKUM eine Reihe von Veranstaltungen an und teilweise auch auf der Drau realisiert: Die Reihen „Ton Vor Ort“, „Draufahrt-po dravi“, „Sollbruchstellen“, „Wasserscheide“ und eine Unzahl an geführten Wanderungen durch die Regionen abseits der touristischen Trampelpfade. Immer ist auch ein Fokus auf das verschwindende kulturelle Erbe gerichtet.
Sollbruchstellen
„ Die Gefahr kommt aus dem Süden. Afrika, der dunkle Kontinent, stemmt sich mit all seiner Masse gegen Europa. Die Erdkruste bricht und ein Riß, peri-adriatische Naht genannt, geht durch’s Land. Sie beginnt (behaupten wir) bei Eisenkappel, verläuft durch das Rosental und verlässt Kärnten bei Thörl. Die tektonischen Störungen entsprechen den kulturellen und sozialen Erschütterungen in der Region. An manchen Orten entlang dieser Bruchlinie sind die (oft verborgenen) Spannungen besonders spürbar. Sei es als scheinbare Idylle, die uns „Heimat“ vorgaukelt, wo Entfremdung herrscht, sei es in Gestalt martialischer Architektur, die mit Stahlbeton zusammenhalten will, was sich auf Dauer nicht zusammenhalten läßt.“
Zitat UNIKUM
An elf Orten installieren Künstlerinnen und Künstler temporäre Objekte zum Thema Sollbruchstelle. Die Markierung bestimmter Orte durch teilweise unscheinbare Arbeiten hinterließen, zusammen mit dem Wahrnehmen der auf Brisanz geprüfter Orte, eine sehr nachhaltige Präsenz in der Erinnerung an die behandelten Plätze.
Herausgegriffen seien die von Uwe Bressnik und Thomas Kosma u.a. entlang dem Drauradweg aufgestellten Lecksteine, die in Arschform der Landschaftskulisse Karawanken ironisch das Götzzitat entgegenhielten.
Es gab 2007 bei den Skulpturen/Projekte/Münster eine Installation von Mike Kelley, die in einem als Streichelzoo errichteten Pavillon eine Figur (Lots Frau) als salzigen Leckstein für die Kühe, Schafe und Ziegen stellte. Auch Werner Hofmeister hat schon 1984 Kühe auf einer Weide ein Kreuz aus einer Salzform lecken lassen. Wen man hier das „Salz der Erde“ bemüht, dann wird der tiefere symbolische Gehalt des Ironischen im Errichten solcher Denkmäler sichtbar.
Alter Friedhof Vorderberg (Kolig)
Ein Zufluß zur Drau ist die Gail, und Vorderberg ist der Sitz des „Paradieses“ von Cornelius Kolig. Außerhalb seines „Paradieses“ hat Kolig am alten Friedhof Vorderberg eine Reihe Grabschilder in die Friedhofsmauer integriert die an Bürger[AW1] des Ortes erinnern, die von den Nazis ermordet worden sind. Die kleinen Denkmäler sind Menschen gewidmet, deren Namen nicht an den Heldentafeln der Kriege aufscheinen, sondern aus ihrem Leben heraus dem wütenden Regime weder Tribut zollen wollten noch konnten.
Über einen Wanderpokal aus dem MMKK Figur X von Bruno Gironcoli: Burghof – Wörtherseeraststation –Lippitzbachbrücke Bleiburg.
„Als besonderes Geschenk des Landes wird zukünftig eine Bruno Gironcoli Statue die Raststätte zieren“ Zit. Landespressedienst zur Eröffnung der neuen Raststatin Wörthersee 23.4.2004.
„Die „Figur X“ des Bruno Gironcoli hat einen Wert von 100.000 Euro und ist im Besitz des Landes. Ihr bisheriger Ausstellungsplatz an der Wörthersee-Rast in Techelsberg sei eher unglücklich gewählt gewesen. Die Skulptur wiegt 1200 Kilogramm und ist innen hohl. Sie wird auf einem Sockel südlich der Skulptur von Hans Peter Profunser Platz finden“. Zit. Homepage der Bleiburger Volkspartei
Die Arbeit „Figur X“ von Bruno Gironcoli ist Bestand der Kunstsammlung des Museums für Moderne Kunst Kärnten MMKK, Inventarnummer KLK 4056. Durch den Umbau der Landesgalerie zum MMKK mussten sämtliche Skulpturen aus dem Burghof zwischengelagert werden. Es gibt bis heute keinen Plan zur Wiederaufstellung im Hof, weswegen sogar in-situ Arbeiten aus dem Hof zur Leihe angeboten worden sind. Abgesehen davon, dass die gewählten Orte für die Ausleihe überhaupt nicht dem Werk Gironcolis entsprechen, da sie weder räumlich, proportional oder kontextual übereinstimmen, muss die Leihpraxis in Frage gestellt werden. Das Museum wurde nach Auskunft der Leitung bei dieser Ausleihe nicht involviert. Die Artothek verwaltet zwar die Kunstsammlung des Landes, auf den Museumsbestand kann aber wohl nicht an der Führung vorbei zugegriffen werden dürfen. Diese, aufgrund einer Weisung des Kulturreferats zustande gekommene Ausleihe – zunächst an eine Raststation an der A2 und später an die Stadtgemeinde Bleiburg – erfolgte nicht nach einer kunsthistorischen Expertise und einer sorgsamen Prüfung des neuen Standortes, sondern ist wohl anderen Gepflogenheiten zuzuschreiben. Die Intentionen des noch lebenden Künstlers spielten, wie schon bei der geplanten Errichtung eines Gironcolimuseums, überhaupt keine Rolle. Zudem ist die unmittelbare Nachbarschaft mit dem überdimensionalen, amorphen, schiffswrackähnlichen Objekt von H.P. Profunser für die Arbeit „Figur X“ auch inhaltlich desaströs.
Diese Form des „Namedroppings“ aus repräsentativen Motiven heraus, macht auch anderswo aus Museumsstücken willkürlich versetzbare „drop sculptures“ im öffentlichen Raum, die dort naturgemäß nicht ihre Qualität ausreichend entfalten können.
Modelle 1
„Kunst im Verbund“
Die Kunstförderung der VERBUND-Austrian Hydro Power AG
Anna Stuhlpfarrer
Die ehemaligen Österreichischen Draukraftwerke, heute VERBUND-Austrian Hydro Power AG, widmeten sich seit den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts intensiv dem Thema Kunst und Kunstförderung. Bereits Anfang der 1970er Jahre, zu einer Zeit, als das Motto „Kunst am Arbeitsplatz“ noch nicht zum „guten Ton“ eines jeden größeren Unternehmens gehörte, wurde eine umfangreiche Druckgraphiksammlung mit Schwerpunkt auf junger Kunst aus den Regionen Kärnten, Slowenien und Friaul - Julisch Venetien aufgebaut, die den Mitarbeitern des Energieversorgers den Umgang mit zeitgenössischer Kunst näher bringen sollte. Diskussionen, kleinere Ausstellungen und vor allem die Möglichkeit zur Ausstattung des individuellen Arbeitsplatzes mit Arbeiten aus der über 400 Werke umfassenden Kunstsammlung wurden rege angenommen, erst in den letzten Jahren kam es auch zur wissenschaftlichen Aufarbeitung und folgenden Präsentation der Sammlung in Wien, Gmünd und Ljubljana. Trotzdem sich die künstlerische Auseinandersetzung der VERBUND-Austrian Hydro Power AG somit besonders auf den Innenraum konzentrierte, lassen sich auch im öffentlichen Raum zahlreiche Aktivitäten des Unternehmens nachweisen. Der Schritt vom Bild an der Wand in den (halb)öffentlichen Raum kann dabei anhand der „Kunst am Bau“ - Projekte der Kraftwerke Annabrücke, Möllbrücke und Rottau festgemacht werden. Ist die annähernd 60 m² große Glaswand Giselbert Hokes in Annabrücke (1981), die als konstruktiver Bestandteil mit der Architektur der Turbinenhalle zu verschmelzen scheint, nur vom Inneren des Gebäudes wahrnehmbar, so öffnet sich die wandgebundene Plastik Cornelius Koligs an der Fassade des Krafthauses Möllbrücke (1976) bereits einem etwas breiteren Publikum. Mit den drei radförmigen Emailscheiben Giselberts Hokes am Äußeren des Krafthauses Rottau aus den Jahren 1975-77, die im Drautal schon von Weitem sichtbar sind, wird die Schnittstelle von „Kunst am Bau“ und „Kunst im öffentlichen Raum“ deutlich. Vollständig losgelöst von den Betriebsgebäuden präsentieren sich die sehr zurückhaltend projektierten Eingriffe auf „öffentlichem“ Grund und Boden, wo beispielsweise in Villach oder Kolbnitz in unmittelbarer Umgebung der Kraftwerke mittels diverser skulpturaler Objekte und Formen der Möblierung gestaltend in die Landschaft eingegriffen wurde. Beinahe alle künstlerischen Projekte, die von dem Konzern in Auftrag gegeben oder unterstützt worden sind, standen in direktem Zusammenhang mit der Errichtung neuer Betriebsstandorte. Eine Ausnahme davon bildet das jüngste vom Energieversorger maßgeblich mitgetragene Kunstprojekt im öffentlichen Raum – drau.art von kunstbau.saager (Tomas Hoke, Ed Hoke, Armin Guerino). Mit der Unterstützung dieses Landartprojektes hat die VERBUND-Austrian Hydro Power AG vor einigen Jahren eine neue Richtung eingeschlagen, die sich nicht zuletzt auch in der äußerst erfolgreichen Kooperationen mit der Akademie der bildenden Künste Wien widerspiegelt und die breite Vielfalt des Unternehmens im Bereich der Kunstförderung auszudrücken vermag. „Kunst im öffentlichen Raum“ hat dabei stets eine wichtige Rolle gespielt, war jedoch nie zentraler beziehungsweise alleiniger Bestandteil des Förderungskonzepts.
DRAUART
Kunstbau saager
ORT
Selkach, Gemeinde Ludmannsdorf, Rosental, Kärnten
ZEIT
2000-2012
BAUHERR
AHP (Austrian Hydropower) in Zusammenarbeit mit der Carnica region Rosental, Galerie Walker
GRÖSSE
950 x 70 x 20 Meter
DrauArt ist ein Landartprojekt, das durch den Kraftwerksbau verbrauchte Landschaft zurückgewinnt.
Die Verlandung der Drau macht es notwendig den Fluss wieder in sein ursprüngliches Bett zu leiten, um das anfallende Sediment durch Strömungskräfte weiter zu transportieren. Um dies zu erreichen werden Leitdämme in den Stausee gebaut und die Flussrinne ausgebaggert. Dieses Material, Millionen Kubikmeter, ist das Baumaterial für das Landartprojekt „DrauArt“. Interdisziplinäre Planungen (Kraftwerksplaner, Ökologen, Vogelkundler, Nutzergemeinschaften, Tourismusorganisationen etc.) sind notwendig, um das Langzeitprojekt auch in der Öffentlichkeit zu verankern.
GESTALT
Thematisch orientiert sich die Gestaltung von Hafenbecken, Aussichtshügel (Zikkurat) und Begleitdamm an Wasserformen wie Strudel, Walze und Wellen.
1. Hafen
In der ersten Stufe wurde ein Hafenbecken in Strudelform, wie sie an einer Flussbiegung entsteht, als Einstieg in den weiteren Formenverlauf angelegt.
2. Zikkurat
Der anschließende Hügel „Zikkurat” ist ca. 18 Meter hoch. Ein sich schneckenartig nach oben windender Gehweg (Gegenstrudel zum Hafenbecken) endet an einer kreisrunden Wasserfläche (Ø 6 m), in die, den Weg fortsetzend, begehbare Steinplatten eingelegt wurden. Das Wasser wird aus der Drau mit einem Windrad nach oben gepumpt. Die Spiegelung der Bergketten im Wasser wird beim Umrunden und Annähern an den Gipfel des Hügels sichtbar. Das entstehende Paradoxon – Wasserspiegel am höchsten Punkt, am Kopf stehende Ansicht der Berge, Gehen auf dem Wasser – erweitern die natürlichen Eindrücke um die mit einfachen und ebenfalls mit natürlichen Mitteln gemachten künstlichen Effekte.
3. Die Wellenkette
Der langgezogene Damm wird als Wellenkette ausgebildet, die in der Ferne abebbt. Die Wellen nehmen mit der Entfernung vom „Zikkurat” an Wellenhöhe und -länge ab. Die erste Welle ist begehbar, dann tauchen die Wellentäler ins Wasser und bilden so die gewollte Begrenzung für Besucher – die weiteren Bereiche sind als Vogelschutzgebiet ausgewiesen.
Die Wellenflächen sollen den Besuchern die Möglichkeit bieten, durch den Querschnitt und durch die Ausformung von Spitze zu Talgrund die Erfahrung von Weite und Geborgenheit zu machen. Gleichzeitig wird ein formales Echo zu den Bergketten der Karawanken erzeugt. Die große und langgezogene Form soll auch als temporärer oder permanenter Skulpturengarten genutzt werden können.
Kunstbau saager (Ed Hoke, Tomas Hoke, Armin Guerino)
Modelle 2
Ausweg in die temporäre Intervention
1. „Sollbruchstellen“ UNIKUM
Die begrenzte Dauer von temporären Projekten hat den Vorteil, dass sie – meist in größere Projekte eingebunden – ortsspezifische Bezugssysteme in die Handlungsebene einbauen können. Öffentliche Kunstprojekte dieser Art richten sich nicht mehr ausschließlich an ein Kunstpublikum, sondern setzen die Zeichenhaftigkeit von Kunstprodukten gezielt als gesellschaftsverändernde Werkzeuge ein, auch wenn dadurch der Begriff Kunst in der Folge keine maßgebliche Rolle mehr spielt. Das Universitätskulturzentrum UNIKUM beschäftigt sich seit Jahren mit dieser Form der Intervention, es werden z.B. geführte Wanderungen zu aus dem öffentlichen Blickfeld geratenen Orte und Gegenden organisiert, meistens auch begleitet durch ortsspezifische, künstlerische Interventionen, deren Unauffälligkeit gerade soviel Irritation generiert, dass in der Erinnerung eine untrennbare Verflechtung mit dem erlebten Ort stattfinden kann.
Die öffentlichen Projekte („Ameisen reisen“, „Granatapfel“, „SolYsombra“), die unter der Leitung von Gerhild Tschachler über mehrere Jahre die verschiedensten Orte, Institutionen und Akteure im Land vernetzt haben, waren ein Versuch eine nachhaltig, nach demokratischen Regeln, aufbauende Struktur zu entwickeln.
Sollbruchstellen (UNIKUM)
Als ein Gegengewicht zu der „Denkmalpflege“ entlang der Drau, hat das UNIKUM eine Reihe von Veranstaltungen an und teilweise auch auf der Drau realisiert: Die Reihen „Ton Vor Ort“, „Draufahrt-po dravi“, „Sollbruchstellen“, „Wasserscheide“ und eine Unzahl an geführten Wanderungen durch die Regionen, abseits der touristischen Trampelpfade. Immer ist auch ein Fokus auf das verschwindende, kulturelle Erbe gerichtet.
Sollbruchstellen
Die Gefahr kommt aus dem Süden. Afrika, der dunkle Kontinent, stemmt sich mit all seiner Masse gegen Europa. Die Erdkruste bricht und ein Riß, peri-adriatische Naht genannt, geht durch’s Land. Sie beginnt (behaupten wir) bei Eisenkappel, verläuft durch das Rosental und verlässt Kärnten bei Thörl. Die tektonischen Störungen entsprechen den kulturellen und sozialen Erschütterungen in der Region. An manchen Orten entlang dieser Bruchlinie sind die (oft verborgenen) Spannungen besonders spürbar. Sei es als scheinbare Idylle, die uns „Heimat“ vorgaukelt, wo Entfremdung herrscht, sei es in Gestalt martialischer Architektur, die mit Stahlbeton zusammenhalten will, was sich auf Dauer nicht zusammenhalten läßt. Zitat UNIKUM
An elf Orten installieren Künstlerinnen und Künstler temporäre Objekte zum Thema Sollbruchstelle. Die Markierung bestimmter Orte durch teilweise unscheinbare Arbeiten hinterließen zusammen mit dem Wahrnehmen der auf Brisanz geprüfter Orte eine sehr nachhaltige Präsenz in der Erinnerung an die behandelten Plätze.
Herausgegriffen seien die von Uwe Bressnik und Thomas Kosma u.a. entlang dem Drauradweg aufgestellten Lecksteine, die in Arschform[AW1] der Landschaftskulisse Karawanken ironisch das Götzzitat entgegenhielten.
Es gab 2007 im Rahmen der Ausstellung „Skulpturen/Projekte/Münster“ eine Installation von Mike Kelley, der in einem, als Streichelzoo eingerichteten, Pavillon eine Figur (Lot´s Frau) als salzigen Leckstein für die Kühe, Schafe und Ziegen stellte. Auch Werner Hofmeister hat schon 1984 Kühe auf einer Weide ein Kreuz aus einer Salzform lecken lassen. Wenn man hier das „Salz der Erde“ bemüht, dann wird der tiefere, symbolische Gehalt des ironischen im Errichten solcher Denkmäler sichtbar.
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