Seit ich mich mit der Kunst im öffentlichen Raum beschäftige, seit mehr als 30 Jahren, hat sich für mich auch ein Lebensthema eröffnet.
Die Frage, wie Kunst einen Ort durch deren Präsenz transformiert, transzendiert oder gar identitätsstiftend prägen kann, hat immer weitere Fragen aufgeworfen.
Vor ziemlich genau 30 Jahren habe ich für mich den Begriff „Resonanzraum“ für diesen Ort der Handlung im öffentlichen Raum geprägt.
In den ersten Jahren, als die Diskussion über die Kunst im öffentlichen Raum noch gar nicht die Zirkel der „Eingeweihten“ verlassen hatte, habe ich nach einem Werkzeug gesucht, um diesen Raum zu erforschen und gleichzeitig eine semiotische Wandlung des belasteten „Kunst am Bau“ Verständnisses zu betreiben. Ich stellte die Behauptung auf, dass ein Künstler, der den öffentlichen Raum bespielen will, sich auch um die Bedingungen kümmern muss.
Das bedeutete für mich politisch aktiv zu werden.
Dieses gesuchte Werkzeug war das Entwickeln einer neuen Form der Wahrnehmung. Zu diesem Zweck habe ich mit dem Künstler HP Maya 1989 die Biennale INTART, bis dahin ein reines Ausstellungskarussell zwischen den drei Grenzländern Österreich, Italien und Slowenien, übernommen und neu gedacht.
Der Ausstellungsraum wurde verlassen, Orte mit Bri-sanz gesucht und auf vielfältige Weise bespielt – der öffentliche Raum wurde erstmals auf eine bis dahin im Ausstellungsbetrieb gänzlich unbekannte Weise erleb- und erfahrbar.
Die zugehörige Publikation hieß ganz unbescheiden „Rettung der Welt“ und kam 1992 im Ritter Verlag heraus.
Einige Publikationen zum Schwerpunkt Kunst im öffentlichen Raum folgten, und das damals neu entwickelte Kulturförderungsgesetz hat die Spielregeln zur Wettbewerbstätigkeit festgelegt, die bis heute ihre Gültigkeit haben und auch zur Anwendung kommen.
Als ich 2013 die Biennale „Transformale“ mit der Kuratorin Ulli Sturm im Auftrag des Kulturreferenten Wolfgang Waldner entwickeln konnte (ein Projekt, das unter anderem die regionalen und überregionalen Kulturinitiativen mit neuen Formen des Tourismus verknüpft) war das für mich auch eine Form der Selbstbefragung über den Horizont meines Verständnisses als Künstler/Kurator des öffentlichen Raums.
Der öffentliche Raum, so vielschichtig er sich heute präsentiert, trägt noch immer die Agora in seinem Wasserzeichen – es ist der genetische Code der Kommunikation. Die Medien haben sich verändert – ein beträchtlicher Teil ist ins digitale Netz abgewandert.
Für die Kunst könnte das bedeuten, dass sie heute im öffentlichen Raum viel stärker herausgefordert wird ihr Wesen als „Ausdruckshandlung“ zu verteidigen. Ich sehe heute in der Überfrachtung der Aufgabenstellungen, die an eine Kunst des öffentlichen Raums gestellt werden, die Gefahr einer Banalisierung der Kunst unter anderem auch im Zusammenhang mit Erwartungshaltungen der Auftraggeber.
Die Herangehensweise ist heute kontemplativer als früher – ich lasse mir für die Entwicklung eines Projektes zu einem bestimmten Ort viel mehr Zeit, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass die Suche nach Haltegriffen in den oft vorgegebenen Programmen nicht zu den Ergebnissen führt, die für meine Arbeit zum Ziel führt.
Das Versenken in die Gestalt eines Ortes braucht auch zeitlichen Spielraum, um den langsamen Wirkungswechsel im Resonanzraum der Vorstellung als Transformation im realen Raum in eine Überzeitlichkeit zu überführen.
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Tomas Hoke: I
m Resonanzraum: In
KosmosE, Monografie Tomas Hoke, Ritterverlag 2029, S. 264
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