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Kosmos 4D, Presse

Presse Echo

TOMAS HOKE Kosmose – eine Werkschau von 1978 bis 2018
Von Ulli Sturm (Parnass)
Mit „der Raum, in dem Skulptur heute verhandelt wird, ist ein multidimensionales Gefüge von Ereignis-Clustern“, leitet der Bildhauer Tomas Hoke seinen umfassenden Werkkatalog, zu drei parallelen Ausstellungen in Klagenfurt, ein. Und tatsächlich zeigt diese erste große Retrospektive - mit Werkserien aus vier Jahrzehnten - seinen erstaunlich multidimensionalen künstlerischen Ansatz.
Hoke, der ein Atelier auf Schloss Saager und in Niederösterreich betreibt, ist in Kärnten natürlich kein Unbekannter. Schon 1992 hat er mit der Biennale INTART ein Festival zu nichts Geringerem als zur >RETTUNG DER WELT< gestartet und eine Begegnung mit interdisziplinärer Kunst aus drei Ländern ermöglicht. Seither hat er als Künstler und auch als Kurator viele neue Perspektiven und Visionen zu aktueller Kunst visualisiert. Zu Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit waren es hauptsächlich die Grafik und das plastisches Gestalten – damals vorwiegend köperbezogene Schmuckobjekte – mit denen er sich beschäftigt hat. Der 350-Seiten Werkbericht der jetzt vorliegt macht mit mehr als 500 Abbildungen deutlich, dass diese Bereiche auch in den folgenden Jahrzehnten die signifikantesten Bestandteile seines bildnerischen Schaffens rund um die Linie und ihre vielgesichtigen Umsetzungen ins Dreidimensionale waren. Im Museum Moderner Kunst Kärnten und der Rittergallery wird ab Februar ein Querschnitt von Werken von 1978 bis 2018 zu sehen sein, die sein Materialspektrum - von Metall über Gummi bis hin zu Neon - und seine abstrakte technoide Formensprache zeigen. Parallel dazu wird erstmals das grafische Werk in der Alpen-Adria-Galerie präsentiert und auch das zeugt von einer Spannung zwischen unverwechselbarer Ästhetik und durchdachtem Konzept. „Hoke erweist sich auch als Grafiker als Meister einer stupenden handwerklichen Präzision. Es sind kontemplative Bilder, die als ,Kammermusik‘ zum großen, orchestral wirkenden plastischen Werk, das oft schwebend und raumgreifend ist, bezeichnet werden können“, beschreibt Alexander Gerdanovits die Zusammenstellung der grafischen Arbeiten. Der Künstler selbst antwortet auf die Frage einer Rückschau auf 40 Jahre künstlerischer Arbeit mit: „Wie weit die Transformationen von einmal Erkanntem in den verschiedenen Medien ihren Niederschlag findet, oder ob das Entwickeln mehr einer permanenten Metamorphose gleicht, kann ich heute nicht sagen. Ich kann auch nicht sagen, wie sich Gedanken materialisieren indem sie sich auf einem Blatt oder in etwas Anderem niederschlagen; ich kann nur über den Zustand berichten in den ich gerate: Es ist eine Art Versenkung, fast kontemplativ zu nennen und doch hellwach und entscheidungsfähig. Es geht immer ums Ganze, Universelle. Im Mikro- wie im Makrokosmos, von der Bleistiftspitze bis zum raumgreifenden Objekt.“ In Klagenfurt hat man nun in drei verschiedenen Retrospektiven die Möglichkeit sich davon ein Bild zu machen und einzutauchen in die Kosmose von Tomas Hoke. (Ulli Sturm)


Auf­bruch in die vier­te Di­men­si­on
Der Kos­mos des To­mas Ho­ke. Im Mu­se­um Mo­der­ner Kunst Kärnten kann man sich von der Wei­te des Den­kens mit­neh­men las­sen.
Von Wil­li Rai­ner (Kleine Zeitung 7. Feb. 2019)

60Jah­re ist To­mas Ho­ke alt und er legt mit ei­ner Re­tro­spek­ti­ve ein be­ein­dru­cken­des Zeug­nis ab von 40 Jah­ren als frei­schaf­fen­der Künst­ler. Der Weg in die Kunst, so scheint es, war ihm vor­ge­zeich­net, war er doch in Ate­liers und Künst­ler­werk­stät­ten hin­ein­ge­bo­ren, wuchs mit Kunst auf und in sie hin­ein.
Von sei­nem um­fang­rei­chen Schaf­fen in den Be­rei­chen Schmuck, Fo­to­gra­fie, Gra­fik und Ma­le­rei prä­sen­tiert er im MMKK schwer­punkt­mä­ßig skulp­tu­ra­le und in­stal­la­ti­ve Ar­bei­ten.

To­mas Ho­ke, der sein Le­ben und Ar­bei­ten ver­teilt auf Schloss Saa­ger, ei­nen Ar­beits­platz in Wi­en und ein Ate­lier im In­dus­trie­ge­län­de der Bern­dorf AG, zeigt, wie im Lau­fe der Jah­re die Ent­wick­lung neu­er Ma­te­ria­li­en vor al­lem in der Spit­zen­tech­no­lo­gie sein Schaf­fen mit­be­stimmt und wie, gleich­sam Hand in Hand da­mit, Er­kennt­nis­se der Neu­ro­wis­sen­schaf­ten sei­nen ei­ge­nen Zu­gang zu Welt und Wirk­lich­keit ver­än­dert ha­ben.
Der Aus­stel­lungs­ti­tel ver­weist auf den Ge­samt­kon­text sei­nes künst­le­ri­schen Wer­degangs in den „Kos­mos 4D“. Es ist das Her­aus­tre­ten in ei­ne vier­te Di­men­si­on mit un­ab­seh­ba­ren Im­pli­ka­tio­nen.
Des­halb er­wei­ter­te Ho­ke sei­ne Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Men­schen und sei­nen Po­ten­zia­len um all je­ne Aspek­te, die die Wis­sen­schaft von heu­te als Her­aus­for­de­run­gen be­ar­bei­tet. Sein kunst­be­zo­ge­ner Zu­gang er­mög­licht ihm ei­ne an­ge­neh­me Wei­te des Den­kens, von der man sich ger­ne mit­neh­men lässt. Das liegt an ei­ner über­aus sinn­li­chen Auf­be­rei­tung der The­men­be­rei­che, die nicht nur das Schau­en in die Pflicht nimmt, son­dern auch das Hö­ren und kör­per­li­che Spü­ren.
So fin­det denn auch, was in den Sin­nen an­kam, als Sinn sei­nen Weg in die Ge­dan­ken. Es be­ginnt bei ei­nem "La­by­rinth", das auf den ers­ten Blick kei­nes ist, aber nach kur­zem Be­tre­ten kaum Aus­stiegmög­lich­kei­ten mehr bie­tet, und ei­nem  „Nar­c-Headroom“ be­nann­ten, ver­schlun­ge­nen Ob­jekt, das sich in sich selbst spie­gelt und ver­liert. Da­ne­ben Licht­in­stal­la­tio­nen, die nicht wirk­lich den Raum be- und aus­leuch­ten, son­dern viel­mehr ein Er­leuch­ten be­wir­ken wol­len. So er­schei­nen die dün­nen Ne­on­röh­ren wie Li­ni­en in ei­ner Zeich­nung, die in den Raum drängt. Ein „Kos­mi­sches Klang­bad“ lädt zum Spü­ren und Hö­ren ein. Bun­te Licht­fi­gu­ren ma­chen das Den­ken und Füh­len sicht­bar. Und der Par­cours hat noch vie­le wei­te­re Sta­tio­nen, die Auf­merk­sam­keit ver­die­nen. So et­wa in ei­nem klei­nen Ein­schub die Vor­stel­lung von Ho­ke als Schmuck­ge­stal­ter.

To­mas Ho­ke. „Kos­mos 4D“. Mit aus­ge­zeich­ne­ter Mo­no­gra­fie zur Schau. MMKK. Kla­gen­furt. Di.–So. 10–18 Uhr. Do. 10–20 Uhr. Bis 19. Mai.

Personale
Tomas Hoke im Kärntner Museum Moderner Kunst

Michael Cerha (Der Standard)
18. März 2019,


Dass mit dem Museum Moderner Kunst Kärnten erst jetzt eine kulturelle Großinstitution dem bereits vier Jahrzehnte anhaltenden Schaffen Tomas Hokes eine Personale widmet, ist erstaunlich. Sicher, in seinem grauen Arbeitsoverall kann man Tomas Hoke äußerlich leicht mit dem Hausinstallateur verwechseln. Jede Vermarktungsstrategie ist dem 1958 in Wien geborenen Künstler fern.
Aber einem aufgeweckten Kulturbetrieb hätte die Konzentration, in der hier ästhetische mit wissenschaftlichen Positionen zur Reaktion gebracht werden, eigentlich schon früher auffallen müssen. Dafür ist die Ladung jetzt ziemlich geballt: Das Museum im Herzen Klagenfurts präsentiert in zehn Sälen einen Überblick über das "vierdimensionale" Werk von Hoke, in der Alpen-Adria-Galerie wird das "zweidimensionale" Werk beleuchtet, und in der Rittergallery eine Auswahl der in den letzten Jahren entstandenen, abstrakten Tuschebilder "Sumi-e", quasi gemalte Haikus, gezeigt.

Von den zehn Sälen in der Klagenfurter Burggasse hat man schon neun absolviert, bevor man auf eine Art Ursprung stößt. Da hängt der Johannes mit dem ab geschlagenen Arm, ein Hauptwerk des 2015 verstorbenen Giselbert Hoke, des Vaters von Tomas Hoke. Und es gibt sie wirklich, eine ästhetische Verwandtschaft dieses Johannes mit den daneben platzierten Vier Kriegern des Sohnes.

Gefaltete Stahlplatten gemahnen von der Technik her an ein "Landschaftsbild", dem man in einem der davor liegenden Räume begegnet. Eigentlich eine Struktur, verblüffend einfach, aber über Jahrhunderte der Kunstgeschichte als Grundmuster der Landschaftsdarstellung lesbar: Sechs querlaufende Stahlrinnen, die unteren drei breit, die oberen drei schmal. Genug, dass unsere Vorstellung Himmel und Erde daraus macht. Sie ist überhaupt immer da, unsere Vorstellung, selbst, wo die Halskrausen Hokes, der sich auch als Schmuckdesigner betätigt hat, gelbblau schillernde Verfärbungen infolge extremer Erhitzung aufweisen.
Perspektivenverschiebung
Neben Stahl haben es Hoke Neonröhren und Spiegel angetan. Vervielfältigung und Perspektivenverschiebung hat er anhand von glatten oder gebogenen hochglanzpolierten Edelstahlplatten durchgespielt. Anderes wird durch Annäherung zu Farbveränderungen gebracht. Wie überhaupt der menschliche Körper überall dazugedacht wirkt. Bis in die Darstellung einer Wolke hinein wirken Form und Windung des Gehirns als Vorbild. Und die "neurora", in der sich sprachlich Neuronen und Aurora zu überlagern scheinen, führt mit ihren Lichteffekten in die Unendlichkeit des Kosmos wie in die Winzigkeit der einzelnen elektrisch reizbaren Nervenzelle. (Michael Cerha, 18.3.2019)
 

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Kosmos 4D: Hoke sehen und hören
ORF
Publiziert am 02.03.2019

Tomas Hoke ist seit 40 Jahren eine konstante Größe der österreichischen Kunstszene. Das Museum Moderner Kunst Kärnten widmet ihm eine nicht nur sehenswerte, sondern auch hörenswerte Ausstellung: „KOSMOS 4D“ führt mitten hinein in das Universum des Künstlers.
Das Universum dehnt sich aus und mit ihm die Kunst. Im Werkkosmos von Tomas Hoke geht es immer um das große Ganze, im Kleinen wie im Großen. Die Werkschau im MMKK zeigt mit Arbeiten aus 40 Jahren die große künstlerische Vielfalt eines Menschen, der seinen Weg in der Kunst gefunden hat, der aber auch Quantenphysiker oder Hirnforscher hätte werden können.

Mit den Werken in Kontakt treten
Ein Labyrinth mit unendlich vielen Ausgängen im ersten Raum gibt die Richtung vor: Kunst wie Tomas Hoke sie denkt, ist keine Einbahnstraße, sondern ein Ereignis, sie ruft zurück und lädt zum Spiel mit der eigenen Wahrnehmung ein. „Die Skulptur ist aufgebrochen, sie geht in den Raum und tritt in Kontakt mit den Betrachterinnen und Betrachtern. Man kann sich mit diesen Werken konfrontieren, sie verändern sich, wenn man sich annähert, sie kommunizieren miteinander“, so die Direktorin des MMKK, Christine Wetzlinger-Grundig.

Im ersten Raum tritt der Besucher in ein Labyrinth mit zahlreichen Ausgängen
Raum für Raum werden die Eindrücke dichter und körperlicher: Planetentöne überlagern sich mit Herzfrequenzen, Tierstimmen mit Streitgesprächen. Und über allem schwebt der Wunsch nach Erkenntnisgewinn. Ein vibrierender Spiegel ist Quintessenz der künstlerischen Arbeit am Selbst, mit schmerzhaftem Ergebnis allerdings: Denn je näher ich mir selbst komme, desto unschärfer wird das Bild. „Es ist ein wenig eine Selbstauflösung, es ist ähnlich wie bei der Heisenbergschen Unschärferelation, wo du entweder den Ort oder die Geschwindigkeit messen kannst, aber nicht beides“, so Tomas Hoke.

Hommage an den Vater
Der letzte, privateste Raum der Ausstellung schließlich, ist der Auseinandersetzung mit dem Vater, dem 2015 verstorbenen Künstler Giselbert Hoke, gewidmet. Ein Endpunkt, der wieder zum Anfang wird. Die Ausstellung „Kosmos 4D“ von Tomas Hoke im MMKK ist noch bis zum 19. Mai zu sehen.

KT1
MMKK – Tomas Hoke „Kosmos 4D“



 

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