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  >> Kunst im Öffentlichen Raum
    Jahr:2008
Wvznr: T69
Aufsätze zur Publikation k08, Architektur und Kunst im Öffentlichen Raum Kärnten, Springer Verlag
Tomas Hoke:
Realitycheck Vers 120308

o Der Öffentliche Raum Kärnten als Spielwiese der Regionalentwickler – ein Kunstraum für KünstlerInnen mit elastischem Gewissen?
o Die ästhetische Kompetenz - eine babylonische Sprachenverwirrung.
• Dienstleister der Öffentlichkeit
• Künstler als Dienstleister
o Künstler und Architekten, Wahlverwandtschaften am Bau?
• Über einen Wanderpokal aus dem MMKK Gironcoli: Burghof – Wörtherseeraststation – Draubrücke.
o Drau
o Die Drau als brisante Projektion. Abstimmungsspende, oder wie ein Missverständnis zur Hydra wird
• Drauradweg und Denkmalpfad
o Denkmalpfklege abseits der Drau
o Friedhof Vorderberg von C. Kolig
o Querfeld von Kos/Seibald
o Modelle
• M1 Kunst im VerbundDrauart
o M2 Ausweg in die temporäre Intervention
• Sollbruchstellen unikum
• Die Projekte der Gerhild Tschachler
o M3 Präambel
• Kunstort UNI
• Lakeside

Der Öffentliche Raum Kärnten als Spielwiese der Regionalentwickler – ein Kunstraum für KünstlerInnen mit elastischem Gewissen?

Kärnten wird als Tourismusland bezeichnet, so als wäre diese Idee gleichsam der identitätstiftende Nukleus einer Gesellschaft, der sich quasi in den Genen der Kärntner vermehrt hat, und heute als das Allheilmittel gegen die wirtschaftliche Krise wirken soll. Regionalentwickler treten auf, schlagen strategische Projekte zur „Förderung der Regionen“ vor, und, im Hinblick auf touristischen „Mehrwert“, neben einer Unzahl von Sport- und Unterhaltungsevents, auch im öffentlichen Raum wirksame Kunstprojekte. Bei näherer Betrachtung der Projekte, die von den Agenturen aufgelistet werden, kommt man nach weiteren Recherchen zur Vermutung, dass hier mittels Vereinnahmungen von Initiativen und Kunstproduzenten eine „Vernetzung“ suggeriert werden soll, die de facto aber nur am Papier besteht.
Der öffentliche Raum wird als Spielfeld abgesteckt und die Felder mit allem, was irgendwie vermarktbar erscheint, befüllt. Regionalverbände werden gegründet, Fördertöpfe werden angezapft, (namentlich angeführte EU-Töpfe: >Leader+, EFRE, Interregprogramme) und dann wird es undurchsichtig. In den Projektbeschreibungen sind die auf Nachhaltigkeit zielenden Floskeln zu finden - die Einlösung und/oder die Berichte über die Entwicklungen sind kaum zu finden. Es werden wohl nach dem Versiegen der EU-Töpfe für eine Weiterführung der meisten Projekte keine ausreichenden Mittel mehr zur Verfügung stehen.
Vernetzungsstrategien, die in allen Regionalentwicklungsprogrammen enthalten sind, beschwören die Synergieeffekte, die sich zwar in gemeinsamen Broschüren niederschlagen, im realen Leben aber kaum eine Rolle spielen.

Die Kunst wird in „touristische Packages“, das Leben in Kärnten als eine einzige Inszenierung angeboten. Inszenierte Plätze, Wege und Attraktionen werden in ein gezieltes Marketing eingebaut.
KünstlerInnen aus den Regionen, die mit den professionellen Gepflogenheiten des Kunstbetriebes nicht oft in Berührung kommen, sind den Avancen der Touristiker mehr oder weniger ausgeliefert, denn auch sie erwarten sich daraus einen Benefit. In den meisten Fällen sind sie aber nur Teil einer Eventmaschinerie, die Kunst nur als Aufputz einsetzt, weil es am visionären Bewußtsein für zukünftige Entwicklungen kultureller Strukturen mangelt. Eine Ausnahme wäre das international gepflegte Rosentaler Skulpturen- und Landartprojekt, das aber in erster Linie der Initiative der Galerie Walker in Weitzelsdorf zu verdanken ist, wenn nicht auch hier die Veröffentlichung fast ausschließlich über das landläufige Tourismuspaket abgehandelt würde und daher auch nach dem Auslaufen der EU-Vertrage gefährdet ist.
Nachhaltige Kunst-Projekte lassen sich auch in Kärnten nicht von Regionalentwicklungsgesellschaften aufbauen - in fast allen Fällen werden aber kurzzeitig mit unzureichenden Mitteln falsche Hoffnungen geweckt, denn zur kulturellen Entwicklung einer Region über Kunstprojekte bedarf es bekennenden, politischen Willens und das progressive Fördern von Initiativen spezifischer Kunstinstitutionen über Jahre hinweg. In der Praxis heißt das, dass meistens über Umwege Kunst in den Öffentlichen Raum getragen wird: In Graz war es „Forum Stadtpark“ und das Festival „Steirischer Herbst“, in Oberösterreich als Initialprojekt „Forum Metall“ später das „Festival der Regionen“ (FdR). Das „Festival der Regionen“ hat mehr für die regionale Kulturentwicklung getan, als alle anderen Marketingstrategien einschlägiger Agenturen. Heute sind die Ableger des FdR überall im Land spürbar, denn manche Initiativen, die sich aus dem FdR seit 1994 gebildet haben, sind heute selbstständige Institutionen. Solche Vernetzungserfolge sind Grundvoraussetzung für eine Aufbereitung des Bodens für Kunst im Öffentlichen Raum. In Kärnten wurde der historische Moment 1990/92 versäumt, nachdem die Biennale Intart („Rettung der Welt“) ein Konzept entwickelte, das weder von der „Mutterorganisation“ Kunstverein, noch auf der politischen Ebene als weiter verfolgenswert eingestuft worden war – heute lebt dieses Konzept als FdR in Oberösterreich erfolgreich weiter.


Die ästhetische Kompetenz - eine babylonische Sprachenverwirrung
In unserer geschmacksneurotischen Gesellschaft entwickeln sich Berufsbilder, die uns helfen sollen, stilsicher durchs Leben zu kommen. Früher war ein Coach Trainer eines Sportvereins – heute ist Coaching eine Dienstleistung zur Selbstinszenierung, und wer sich im Wettbewerb behaupten will, braucht das Monitoring seines Verhaltens und seiner Außenwirkung. Man kann sagen, der Beruf des Stylisten hat sich im Biotop unserer nach privaten Botschaften gierenden Gesellschaft extrem schnell entwickelt, und befördert das kulturelle Selbstverständnis als „Lifestile“.
Die Verschiebung rezeptionsästhetischer Werte durch neue Kommunikationstechniken berührt auch die Frage nach der künstlerischen Kompetenz im Öffentlichen Raum.
KünstlerInnen, die sich mit dem Öffentlichen Raum als Ort der Kommunikation befassen, haben längst erkannt, dass es nicht mehr um „sinnstiftende“ Artefakte in Gestalt unverrückbarer Objekte geht, sondern dass heute prozessorientierte Eingriffe katalytische Wirkung unmittelbarer in die Gesellschaft tragen können. Aggregate aus diesem Kunstverständnis durchdringen die Membran der öffentlichen Kommunikation und spiegeln gleichzeitig Geschichtlichkeit durch Kunst. Im Öffentlichen Raum ist die Kunst als eigenständiges „Medium“ in den meisten Fällen obsolet geworden, auch wenn aus dem Beziehungsgeflecht Kunst / öffentlicher Umraum für die Rezeption des Ortes im permanenten energetischen Austausch ein eigenständiger Werkbegriff dies negieren könnte - nicht die Kunst evoziert Kommunikation (über sich selbst), sondern aus der Differenz von Werk- und Wahrnehmungsprozess entwickelt sich als Drittes ein Resonanzraum, der nur noch wenig mit einem (Re-)Präsentationsraum zu tun hat. Andrerseits laufen ephemere oder rein kontextuell angelegte Projekte oft erst recht in eine selbstreferenzielle Falle, nämlich dann, wenn die Zielgruppe nur durch mediale Inszenierung erreicht werden kann, oder der Fokus der AutorInnen auf ein Fachpublikum gerichtet ist.


Dienstleister der Öffentlichkeit
Wie öffentlich ist der öffentliche Raum heute noch? Der Stadtraum, der in all seiner Verdichtung mehr öffentlichen Raum beinhaltet, als der ländliche, mutiert durch die privatwirtschaftlichen Zugriffe mittels flächendeckender (Werbe-)Botschaften immer mehr zum einseitigen Kommunikationsraum: Dem Zugriff auf unser Konsumverhalten wird überproportional Raum gegeben – nicht in Wechselwirkung, sondern als Indoktrination.
Der „Uniqatower“ am Donaukanal ist das erste Gebäude in Wien, das über eine Fassade verfügt, die rund um das Gebäude als Display für bewegte Bilder durch eine hochkomplexe Lichttechnologie fungiert. Abgesehen von der Faszination, die aus der Innovation entsteht, ist die Präsenz der übertragenen Bilder fast allumfassend. Die ästhetische Gestaltung der Programme suggeriert nicht zuletzt aus der grafischen Gestaltung, auf den ersten Blick Kunstbeflissenheit, bei näherer Betrachtung entpuppt sich dann aber doch die Werbebotschaft die nächtens über die ganze Stadt getragen wird. Diese Präsenz durchdringt den Öffentlichen Raum und macht ihn für die privaten Zwecke einer Versicherungsanstalt gefügig. Hier wird exemplarisch dargestellt, wie sich die „Privatisierung“ des Öffentlichen über „Dienstleister“ vollzieht.


Künstler als Dienstleister
Wenn man das Überfrachten des Öffentlichen Raumes durch Botschaften aus der Wirtschaft mit den medial transportierten (Werbe-)Botschaften summiert, dann wird immer deutlicher, dass kunstrelevante Kommunikation im Öffentlichen Raum in diesem Getöse zwangsläufig andere Wahrnehmungsstrategien verfolgen muss, als es die multimedial agierende Werbewirtschaft tut. Um dieses System zu unterwandern bzw. deren Wahrnehmungsmuster zu konterkarieren bedienen sich KünstlerInnen auch gezielt dieser Ästhetik.

Logographie
Die Baucontainer der STRABAG sind weltweit sofort identifizierbar, auch wenn nur Bruchstücke des Begriffs, der mit großen roten Lettern die Container überzieht, sichtbar sind. Spiegelt man diese, auf Identifizierung des Konzerns angelegte Grafik mit Heimo Zobernigs Schrift an der Bibliothek der Universität Klagenfurt, dann sind der Botschaft über den funktionalen Inhalt des Gebäudes, das auf der Außenhaut keine andere Aussage als bruchstückhaft BIBLIOTHEK trifft, ähnliche Wahrnehmungsmuster unterlegt. Während die Container der STRABAG die weltweite Präsenz eines Konzerns repräsentiert, repräsentiert die Beschriftung der Bibliothek mittelbar auch den Künstler Zobernig. Auch die Beschriftungen von Lawrence Weiner stellen noch stärker den Künstler und dessen „Botschaft“ in den ästhetischen „Rahmen“.
Diese Strategien von Kunst-Dienstleistungen im öffentlichen Interesse, die explizit Kommunikation zum Inhalt haben, unterscheiden sich hier gegenüber den Logographien der Werbewirtschaft aber doch in den Rezeptionsmustern in der Identifizierung des öffentlichen Ortes als mythologischem Raum.
Bilder1 Strabag: a Strabagcontainer, b UNI: Bild Bibliothek, c Bild Weiner
Wenn Künstler des öffentlichen Raums in ihrem Selbstverständnis „Dienstleister“ der Gesellschaft sind, sei es durch politisch orientierte Interventionen, sei es durch sinnstiftende Werke, wird die Gesellschaft gefordert sein, dieses Rollenverständnis in den allgemeinen Sprachgebrauch aufzunehmen. In der zeitgenössischen Kunstproduktion sind diese Strategien – angefangen von „Handlungsanweisungen“ bis zur inszenierten Transformation des öffentlichen Raumes – längst integrale Bestandteile einer Künstlerexistenz. Allerdings muss der Künstler, aufgrund der derzeit bestehenden Strukturen, auch als Impulsgeber für Projekte auftreten, um tatsächlich als „Dienstleister“ beauftragt zu werden, um sich auch außerhalb freier Wettbewerbe um Aufträge im öffentlichen Interesse bewerben zu können. Die Verfahrensweisen der Auftragsvergabe im öffentlichen Raum müssen grundlegend verändert werden.
In Wien gibt es seit Mitte 2007 eine Ges.m.b.H., die als Teil der Kunsthalle Wien, autonom Projekte im Öffentlichen Raum betreut. Ricky Renier leitet das „KÖR“, das, an der Schnittstelle Kunst im Öffentlichen Raum/Öffentliche Verwaltung, sich nicht als Kunst-und-Bau Projektbegleitung versteht, sondern explizit als Projektportal für KünstlerInnen, die von sich aus Projekte für den öffentlichen Raum einreichen wollen. Über Empfehlung einer Jury, können Mittel und Verfahrenshilfe über KÖR lukriert werden.

Künstler und Architekten, Wahlverwandtschaften am Bau?
Gestaltungsräume, die an der Schnittstelle zum Öffentlichen Raum als permanente Bauwerke manifest werden, sind als Domäne der Architektur für Künstler selten zugänglich, es sei denn, Künstler agieren fachkundig und bedienen sich ähnlicher Strategien wie Architekten. Der Normalfall ist für Künstler die reaktive Rolle auf ein bestehendes Bauwerk bzw. der Zuweisung eines Platzes durch Architekten bzw. Bauherren.
Zusammenarbeitsmodelle werden schon seit Jahrzehnten beschworen, selten kamen symbiotische Projekte zustande. Klaura/Kaden/Kautz haben nach jahrelanger Zusammenarbeit 2007 für den Pyramidenkogel einen neuen Turm entworfen, der als geglücktes Zusammenarbeitsmodell gelten kann. Hier ist allerdings die Integration des Künstlers (Kautz), der auch ausgebildeter Architekt ist, relativ einfach, da das architektonische Vokabular dem Künstler geläufig ist. Die Jakobskapelle in Bad Kleinkirchheim hingegen wurde von zwei bildenden Künstlern geplant und bis ins Detail festgelegt, ein Architekt wurde hinzugezogen um das Projekt zur Baureife zu führen (Hoke/Guerino). Natürlich ist auch hier die Kenntnis der Architektursprache Voraussetzung, um künstlerische Vorstellungen als Bauwerk durchsetzen zu können.
Bilder2 Kautz/BKK: a KautzTurm (Licht) 1 Bild, b,c, BKK 2 Bilder außen
Über die landläufigen Applikationsusancen der inkongruenten Wahlverwandtschaften muss festgestellt werden: Die Logokultur als infrastrukturelles Beiwerk ist auch von der politischen Verwaltung wesentlich stärker akzeptiert als der irritierende, künstlerische Eingriff. Dies geht soweit, dass Werbegesellschaften, die einer städtischen Verwaltung nahe stehen, leichter ihre Werbeflächen in das Stadtbild einfügen können, als andere Mitbewerber (Bsp.: Wien, »Gewista«, strittig: Halbschalenplakate an den Lichtmasten vor Schönbrunn). Künstler/Architekten die in den Ensembleschutzzonen arbeiten, müssen immer wieder erfahren, wie durch endlose Genehmigungsverfahren ihre Intentionen Stück für Stück demontiert werden – von der gleichen Verwaltung, die für die Anliegen der Werbewirtschaft offensichtlich mehr Verständnis aufbringt. In diesem Fall sitzen Künstler und Architekten im gleichen leckgeschlagenen Boot – auch in Kärnten (siehe Abb. Hypo Klagenfurt Nr.).

Bilder3 Hypo: aHypo Schuss/ b Gegenschuss



Über einen Wanderpokal aus dem MMKK: Figur X von Bruno Gironcoli: Burghof – Wörtherseeraststation – Lippitzbachbrücke Bleiburg

„Als besonderes Geschenk des Landes wird zukünftig eine Bruno Gironcoli Statue die Raststätte zieren“ Zit. Landespressedienst zur Eröffnung der neuen Raststatin Wörthersee 23.4.2004.
„Die „Figur X“ des Bruno Gironcoli hat einen Wert von 100.000 Euro und ist im Besitz des Landes. Ihr bisheriger Ausstellungsplatz an der Wörthersee-Rast in Techelsberg sei eher unglücklich gewählt gewesen. Die Skulptur wiegt 1200 Kilogramm und ist innen hohl. Sie wird auf einem Sockel südlich der Skulptur von Hans Peter Profunser Platz finden“. Zit. Homepage der Bleiburger Volkspartei

Die Arbeit „Figur X“ von Bruno Gironcoli ist Bestand der Kunstsammlung des Museums für Moderne Kunst Kärnten MMKK, Inventarnummer KLK 4056. Durch den Umbau der Landesgalerie zum MMKK mussten sämtliche Skulpturen aus dem Burghof zwischengelagert werden. Es gibt bis heute keinen Plan zur Wiederaufstellung im Hof, weswegen sogar in-situ Arbeiten aus dem Hof zur Leihe angeboten worden sind. Abgesehen davon, dass die gewählten Orte für die Ausleihe überhaupt nicht dem Werk Gironcolis entsprechen, da sie weder räumlich, proportional oder kontextual übereinstimmen, muss die Leihpraxis in Frage gestellt werden. Das Museum wurde nach Auskunft der Leitung bei dieser Ausleihe nicht involviert. Die Artothek verwaltet zwar die Kunstsammlung des Landes, auf den Museumsbestand kann aber wohl nicht an der Führung vorbei zugegriffen werden dürfen. Diese, aufgrund einer Weisung des Kulturreferats zustande gekommene Ausleihe – zunächst an eine Raststation an der A2 und später an die Stadtgemeinde Bleiburg – erfolgte nicht nach einer kunsthistorischen Expertise und einer sorgsamen Prüfung des neuen Standortes, sondern ist wohl anderen Gepflogenheiten zuzuschreiben. Die Intentionen des noch lebenden Künstlers spielten, wie schon bei der geplanten Errichtung eines Gironcolimuseums, überhaupt keine Rolle. Zudem ist die unmittelbare Nachbarschaft mit dem überdimensionalen, amorphen, schiffswrackähnlichen Objekt von H.P. Profunser für die Arbeit „Figur X“ auch inhaltlich hinterfragenswürdig.
Diese Form des „Namedroppings“ aus repräsentativen Motiven heraus, macht auch anderswo aus Museumsstücken willkürlich versetzbare „drop sculptures“ im öffentlichen Raum, die dort naturgemäß nicht ihre Qualität ausreichend entfalten können.
Bilder4 Lippitzbach: a Gironcoli Lippitzbach, b mit Profunser (Anschnitt)


DRAU

Ein Fluß, der das ganze Land durchzieht, der nach Osten ins schwarze Meer fließt hat naturgemäß auch eine politische Dimension. Die Drau kommt in allen Hymnen der durchflossenen Länder vor, ob als Projektionsfläche, als Grenze, als Demarkationslinie oder auch als poetisches Objekt; sie lässt sich mit allen möglichen Bildern aufladen und wird heute von einem Radweg begleitet.
In jüngster Vergangenheit haben zunehmend künstlerische Aktivitäten Platz gegriffen - und sehr schnell sind auch wieder die gar nicht so alten Mythen ins Spiel gebracht worden. Harmlose Aktivitäten der Regionalentwicklung wie bspw. „Kultur am Fluß“ und der Verein “Kunstradweg“ im Bezirk Völkermarkt, die nur sanft den geschichtlichen Hintergrund mit einbeziehen und hauptsächlich ortsansässige Künstler direkt beauftragen, werden durch autonomere Kulturprojekte in Zusammenarbeit mit der Galerie Walker Weitzelsdorf (Skulpturen im Schlosspark Ferlach, „landart Rosental“ in Zusammenarbeit mit Carnica Region Rosental, land-art Rosegg für junge Künstler) stromaufwärts internationaler und teilweise gesellschaftsrelevant brisanter. Die Aktivitäten des UNIKUM in diesem Raum („Sollbruchstellen“) widmen sich explizit der Geschichte und den noch immer schwelenden Konflikten im Land.
Bilder 5 Windräder: als Intro: 1.Rosentalwindrad, 2.anonymes Windrad Selkacher Bucht

Bilder 6 Rosentalprojekte: 1+2 Tim Curtis, 3 Edoga, 4 Planer, 5. Feilacher (Tor zum Rosental), 6 Carlström,

Die Drau als brisante Projektion. Abstimmungsspende, oder: wie ein Missverständnis zur Hydra wird.

Drauradweg und Denkmalpfad
Aus den Mitteln eines EU Leader-Projektes (der Drauradweg führt von Südtirol über Kärnten nach Slowenien) gibt es Aktivitäten der Gemeinden, die neben der Entwicklung der Infrastruktur zum Radweg (Beschilderungen, Infostelen) noch Geld aus der Jubiläumsabstimmungsspende erhielten (die schwerpunktmäßig für kulturelle Projekte gedacht war) und die teilweise auch für die Errichtung von neuen Denkmälern entlang der Drau verwendet wurden. Ein „Missverständnis“ entstand aus dem Namen des Fonds. Aus der „Abstimmungsspende“ sollte nun gleich auch der Drauradwanderweg in „Kärntner Abstimmungsgedenkradweg“ umgetauft werden, damit die einzuladenden Künstler auch gleich erfahren, was Thema ist. In diesem Zusammenhang muß darauf hingewiesen werden, dass die einschlägigen nationalen Verbände sozusagen als „Experten“ ins Spiel kamen, und damit dem Projekt eine für ernsthafte Künstler unakzeptable Schlagseite verpassten. In Villach kam es zum ersten Eklat, weil ein eingereichtes Projekt die Errichtung eines Denkmales zu einem hochrangigen Nazi-Politiker (Oskar Kraus, der z.B. erwiesenermaßen keine führende Rolle im Abwehrkampf innehatte), vorsah. Aus einem etwas fadenscheinigen Kompromiss heraus wurde das Denkmal schließlich doch realisiert und mit einer aufklärenden Begleittafel versehen. Die Historikerin Lisa Rettl und Werner Koroschitz haben in Bezug auf die Figur Kraus auch über die Gedächtnistraditionen und Erinnerungskultur in Kärnten gearbeitet („Ein korrekter Nazi - Oskar Kraus“, Drava Verlag 2006).
Stromabwärts wurde in Rosegg ein „Abstimmungsbrunnen“ errichtet, in den auch eine zweisprachige Toninstallation integriert ist, (Ulrich Mertel), bei Ressing/Ferlach wurde ein überdimensionales Stahlobjekt (Rolf Gutenberger) in Kooperation mit der HTBL Ferlach in die Au gestellt, bei der Annabrücke an der Grenze zum Jauntal wurde ein klassisches (Krieger)denkmal (Werner Lössl) errichtet und in der politischen „Weichzone“ Völkermarkt hat die Stadtgemeinde eine dialogisch angelegte Skulptur zum Denkmalthema errichtet (Helmut Machhammer).
Wenn man die augenscheinlich um politischen Ausgleich bemühten Objekte in ihrer Funktion kritisch hinterfragt, kommt man immer wieder auf klassische Versatzstücke aus der Kriegerdenkmalästhetik. Zum Beispiel ist am Denkmal in Ressing neben der etwas naiven Darstellung der beiden Abstimmungsfiguren (symbolisch für die zwei Volksgruppen) ein Abwehrkampfkreuz appliziert.
Bilder 7 Denkmäler: kleine Abb.: 1.Mertelbrunnen Rosegg, 2.Gutenberger Ressnig denkmal, + 3.det., 4.Lössldenkmal, 5.Machhammerstele 6. Wiegele
Denkmalpflege abseits der Drau
Alter Friedhof Vorderberg (Kolig)
Ein Zufluß zur Drau ist die Gail, und Vorderberg ist der Sitz des „Paradieses“ von Cornelius Kolig. Außerhalb seines „Paradieses“ hat Kolig am alten Friedhof Vorderberg eine Reihe Grabschilder in die Friedhofsmauer integriert die an Bürger des Ortes erinnern, die von den Nazis ermordet worden sind. Die kleinen Denkmäler sind Menschen gewidmet, deren Namen nicht an den Heldentafeln der Kriege aufscheinen, sondern aus ihrem Leben heraus dem wütenden Regime weder Tribut zollen wollten noch konnten.
Bilder8 Friedhof: 3 Bilder Friedhof
Projekt Querfeld (Michael Kos, Max Seibald)
Ein neues Denkmalprojekt wird derzeit am Wurzenpass vom Bunkermuseum realisiert. Aus alten militärischen Sperrkreuzen wird eine 3-flügelige Installation aus einer großen Anzahl von Sperrkreuzen mit Bezug auf die drei benachbarten Regionen und Sprachen, und deren Rolle in den Konflikten des 20Jh errichtet. Die martialische Gestalt der, nun nicht mehr in militärischen Diensten stehenden, Sperren wird durch Begriffspaare in den verschiedenen Landessprachen auf den einzelnen Kreuzen, sowie deren Farbe (weiß, statt militärgrün) konterkariert und zu einem imposanten Denkmal aufgetürmt. Die Begriffe leiten sich einerseits auch aus dem Jargon des Kalten Krieges, der hier noch in den 60er-Jahren eben genau im Aufstellen dieser Sperrkreuze seinen Niederschlag fand, wie auch andrerseits aus positiv besetzten Begriffen und Worten, die diese Region als eine, in friedlicher Koexistenz lebensfähige Gemeinschaft, ausweist. „ Ein Signal der Öffnung, der guten Nachbarschaft, des Status Quo innerhalb einer europäischen Gemeinschaft“. Zit Projektbeschreibung
Bilder14 B1,B2,B3
Die Installation “QUERFELD” ruft eine geläufige und deshalb wenig beachtete Weltsicht in Erinnerung, die über 50 Jahre hinweg nicht nur in unseren Köpfen spukte, sondern sich auch massiv materialisiert hatte. Was in der Raumverteidigungsdoktrin eine militärische Entsprechung zur Ideologie der politischen Blöcke fand, nahm Anfang der 60er-Jahre des 20. Jahrhunderts beim Bau von Bunkeranlagen an neuralgischen Punkten der Staatsgrenze konkret Gestalt an.
Ein Kuriosum dieser Anlagen liegt heute - zum Zeitpunkt offener, europäischer Nachbarschaftsverhältnisse - darin, niemals benutzt worden zu sein. Wie ein obsoletes Spielzeug, dem das Kind unbemerkt entwachsen ist...
(M. Kos)


Modelle
Anhand von drei Kategorien von Modellen soll gezeigt werden, wie sich Strukturen zur Umsetzung von Kunst im Öffentlichern Raum entwickelt haben: Unter dem Punkt „Modelle1“ wird ein historischer Abriss zu den Projekten der ehemaligen Draukraftwerke AG (heute AHP) und deren letztes Projekt „Drauart“ beschrieben. Die Draukraftwerke waren der große Impulsgeber für Kunst im Öffentlichen Raum Kärnten seit den 60er Jahren. Unter „Modelle 2“ werden Initiativen des UNIKUM („Sollbruchstellen“) und die 3 flächendeckenden Projekte der Gerhild Tschachler beschrieben („Ameisen reisen..“, „Granatapfel“ und SolYsombra“), „Modelle3“ beschreiben ein Kuratorenprojekt der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) des Kurators Martin Fritz („Kunstort UNI“ im Zuge des Neubaues der Universität Klagenfurt, und in unmittelbarer Nachbarschaft, das in den Technologiepark „Lakeside“ eingebundene Projekt „Kunstraum Lakeside“, das von Hedwig Saxenhuber und Christian Kravagna betreut wird.
Modelle 1
DRAUART
Kunstbau saager
ORT
Selkach, Gemeinde Ludmannsdorf, Rosental, Kärnten
ZEIT
2000-2012
BAUHERR
AHP (Austrian Hydropower) in Zusammenarbeit mit der Carnica Region Rosental, Galerie Walker

GRÖSSE
950 x 70 x 20 Meter


DrauArt ist ein Landartprojekt, das durch den Kraftwerksbau verbrauchte Landschaft zurückgewinnt.

Die Verlandung der Drau macht es notwendig den Fluss wieder in sein ursprüngliches Bett zu leiten, um das anfallende Sediment durch Strömungskräfte weiter zu transportieren. Um dies zu erreichen werden Leitdämme in den Stausee gebaut und die Flussrinne ausgebaggert. Dieses Material, Millionen Kubikmeter, ist das Baumaterial für das Landartprojekt „DrauArt“. Interdisziplinäre Planungen (Kraftwerksplaner, Ökologen, Vogelkundler, Nutzergemeinschaften, Tourismusorganisationen etc.) sind notwendig, um das Langzeitprojekt auch in der Öffentlichkeit zu verankern.

Thematisch orientiert sich die Gestaltung von Hafenbecken, Aussichtshügel (Zikkurat) und Begleitdamm an Wasserformen wie Strudel, Walze und Wellen.
In der ersten Stufe wurde ein Hafenbecken in Strudelform, wie sie an einer Flussbiegung entsteht, als Einstieg in den weiteren Formenverlauf angelegt.
Der anschließende Hügel „Zikkurat” ist ca. 18 Meter hoch. Ein sich schneckenartig nach oben windender Gehweg (Gegenstrudel zum Hafenbecken) endet an einer kreisrunden Wasserfläche (Ø 6 m), in die, den Weg fortsetzend, begehbare Steinplatten eingelegt wurden (Wasser wird aus der Drau mit einem Windrad nach oben gepumpt). Die Spiegelung der Bergketten im Wasser wird beim Umrunden und Annähern an den Gipfel des Zikkurats sichtbar. Das entstehende Paradoxon – Wasserspiegel am höchsten Punkt, am Kopf stehende Ansicht der Berge, Gehen auf dem Wasser – erweitern die natürlichen Eindrücke um die mit einfachen und ebenfalls mit natürlichen Mitteln gemachten künstlichen Effekte.
Der langgezogene Damm wird derzeit als Wellenkette ausgebildet, die in der Ferne abebbt. Die Wellen nehmen mit der Entfernung vom „Zikkurat” an Wellenhöhe und -länge ab. Die erste Welle ist begehbar, dann tauchen die Wellentäler ins Wasser und bilden so die gewollte Begrenzung für Besucher – die weiteren Bereiche sind als Vogelschutzgebiet ausgewiesen.
Die Wellenflächen sollen den Besuchern die Möglichkeit bieten, durch den Querschnitt und durch die Ausformung von Spitze zu Talgrund die Erfahrung von Weite und Geborgenheit zu machen. Gleichzeitig wird ein formales Echo zu den Bergketten der Karawanken erzeugt. Die große und langgezogene Form wird in Zukunft auch für temporäre Kunstprojekte zur Verfügung stehen.
Bilder 9 Drauart: a. Hüller, b. Simulation c Teich d pan

Modelle 2
Ausweg in die temporäre Intervention
1. „Sollbruchstellen“ UNIKUM
2. „Ameisen reisen...“, „Granatapfel“, „Solysombra“, Gerhild Tschachler

Die begrenzte Dauer von temporären Projekten hat den Vorteil, dass sie – meist in größere Projekte eingebunden – ortsspezifische Bezugssysteme in die Handlungsebene einbauen können. Öffentliche Kunstprojekte dieser Art richten sich nicht mehr ausschließlich an ein Kunstpublikum, sondern setzen die Zeichenhaftigkeit von Kunstprodukten gezielt als gesellschaftsverändernde Werkzeuge ein, auch wenn dadurch der Begriff Kunst in der Folge keine maßgebliche Rolle mehr spielt. Das Universitätskulturzentrum UNIKUM beschäftigt sich seit Jahren mit dieser Form der Intervention, es werden z.B. geführte Wanderungen zu aus dem öffentlichen Blickfeld geratenen Orte und Gegenden organisiert, meistens auch begleitet durch ortsspezifische, künstlerische Interventionen, deren Unauffälligkeit gerade soviel Irritation generiert, dass in der Erinnerung eine untrennbare Verflechtung mit dem erlebten Ort stattfinden kann.
Die öffentlichen Projekte („Ameisen reisen“, „Granatapfel“, „SolYsombra“), die unter der Leitung von Gerhild Tschachler über mehrere Jahre die verschiedensten Orte, Institutionen und Akteure im Land vernetzt haben, waren ein Versuch eine nachhaltig, nach demokratischen Regeln, aufbauende Struktur zu entwickeln.

Sollbruchstellen (UNIKUM)

Als ein Gegengewicht zu der „Denkmalpflege“ entlang der Drau, hat das UNIKUM eine Reihe von Veranstaltungen an und teilweise auch auf der Drau realisiert: Die Reihen „Ton Vor Ort“, „Draufahrt-po dravi“, „Sollbruchstellen“, „Wasserscheide“ und eine Unzahl an geführten Wanderungen durch die Regionen, abseits der touristischen Trampelpfade. Immer ist auch ein Fokus auf das verschwindende, kulturelle Erbe gerichtet.

Sollbruchstellen
Die Gefahr kommt aus dem Süden. Afrika, der dunkle Kontinent, stemmt sich mit all seiner Masse gegen Europa. Die Erdkruste bricht und ein Riß, peri-adriatische Naht genannt, geht durch’s Land. Sie beginnt (behaupten wir) bei Eisenkappel, verläuft durch das Rosental und verlässt Kärnten bei Thörl. Die tektonischen Störungen entsprechen den kulturellen und sozialen Erschütterungen in der Region. An manchen Orten entlang dieser Bruchlinie sind die (oft verborgenen) Spannungen besonders spürbar. Sei es als scheinbare Idylle, die uns „Heimat“ vorgaukelt, wo Entfremdung herrscht, sei es in Gestalt martialischer Architektur, die mit Stahlbeton zusammenhalten will, was sich auf Dauer nicht zusammenhalten läßt. Zitat UNIKUM

An elf Orten installieren Künstlerinnen und Künstler temporäre Objekte zum Thema Sollbruchstelle. Die Markierung bestimmter Orte durch teilweise unscheinbare Arbeiten hinterließen zusammen mit dem Wahrnehmen der auf Brisanz geprüfter Orte eine sehr nachhaltige Präsenz in der Erinnerung an die behandelten Plätze.
Herausgegriffen seien die von Uwe Bressnik und Thomas Kosma u.a. entlang dem Drauradweg aufgestellten Lecksteine, die in Arschform der Landschaftskulisse Karawanken ironisch das Götzzitat entgegenhielten.
Es gab 2007 im Rahmen der Ausstellung „Skulpturen/Projekte/Münster“ eine Installation von Mike Kelley, der in einem, als Streichelzoo eingerichteten, Pavillon eine Figur (Lot´s Frau) als salzigen Leckstein für die Kühe, Schafe und Ziegen stellte. Auch Werner Hofmeister hat schon 1984 Kühe auf einer Weide ein Kreuz aus einer Salzform lecken lassen. Wenn man hier das „Salz der Erde“ bemüht, dann wird der tiefere, symbolische Gehalt des Ironischen im Errichten solcher Denkmäler sichtbar.
Bilder10 Sollbruchstellen: a 2xBressnik, b 2x Turk, c Penker, d Kollnitz, e Striche N.N.
Die Projekte der Gerhild Tschachler
Ameisen reisen; Granatapfel; SolYsombra

Gerhild Tschachler hat die Idee der selbsttätigen Vernetzung durch dezentrale Aktionen der INTART 90/92(„Rettung der Welt“) aufgegriffen und sie unter spezifische Motti in drei Projektblöcke eingeteilt: „Ameisen reisen“ 2000, „Granatapfel“ 2004, „SolYsombra“ 2006.
Durch Kommunikation zwischen verschiedener Institutionen, Initiativen und Personen wurde eine weitläufiges Programm entwickelt, das versuchte nachhaltige Produktionsverbindungen zu entwickeln. Tschachler benennt das als ein „demokratisches Kulturmodell“, und versucht ohne strategische Hierarchien auszukommen.

„Die Struktur eines Kunstprojekts, welches sich über eine nicht-hierarchische Vernetzung von KünstlerInnen definiert, steht exemplarisch für ein demokratisches Kulturmodell. Sich mit einer Eigenleistung in die Gruppendynamik der ProtagonistInnen einzubringen und sich gemeinsam auf ein bestmögliches Ergebnis hin zu bewegen, erfordert die Übernahme von Verantwortung für das Gesamtprojekt und für eine tolerante Kommunikationskultur. Angelegt als offenes System, waren Zusammenarbeit und persönlicher Einsatz gefragt, galt es doch, Koordinations- und Organisationsarbeiten nicht nur für sich, sondern anteilig für alle zu leisten, um die Vernetzungs- und Kommunikationsidee des Projektes realiter umzusetzen. Daraus wurde ein bis dato in Kärnten einmaliges Kunstprojekt.“ Gerhild Tschachler


MODELLE 3
Präambel
Die Verwaltung öffentlicher Mittel für Kunstprojekte wird exemplarisch am Beispiel von 2 Projekten an der UNI Klagenfurt und im Technologiepark Lakeside dargestellt. Während an der UNI seit über 20 Jahren das UNIKUM immer wieder temporäre Projekte realisiert, hat im Zuge des Erweiterungsbaues der Universität Klagenfurt die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) ein Kuratorenmodell statt eines Wettbewerbmodells eingesetzt. Martin Fritz (derzeit Leiter des Festivals der Regionen) wurde beauftragt ein Projekt, auch in Zusammenarbeit mit dem UNIKUM, für die Kunst am Bau zu entwickeln: „Kunstort UNI“.
Von den Betreibern des neu errichteten Technologiepark „Lakeside“ wurden Christian Kravagna und Hedwig Saxenhuber eingeladen für den Ort Kunstprogramme zu entwickeln, die sowohl Kunst im Öffentlichen Raum behandeln wie auch inhaltlich ortsgebundene Ausstellungen zu organisieren. Diese Aktivitäten werden im „Kunstraum Lakeside“, der von Josef Dabernig konzipiert worden war, öffentlich verhandelt.
Kunstraum Lakeside
Josef Dabernig
Einrichtung eines Kunstraums
-
Der Kunstraum (12 x 9,7 m) liegt im EG des Gebäudes 2, mit Sichtbezug nach Westen in Richtung Gebäude 1, nach Norden in Richtung Universität und nach Süden in Richtung Gebäude 4.
Die unmittelbare Nähe zu Einrichtungen der Universität und zum benachbarten Verwaltungstrakt mit Veranstaltungssaal, insbesondere auch der Sichtkontakt zu einer Cafe-Terrasse im Gebäude 1 garantieren dem Kunstraum Durchlässigkeit in Richtung Nachbarschaft. Sie soll mittelfristig die Ausdehnung seiner Funktionen über das Areal begünstigen. Der Raum versteht sich als Ort für die Etablierung und Begleitung des Lakeside Kunstprojekts: Er ist als Raum für Präsentationen, Veranstaltungen, Ausstellungen, als Diskussionsplattform und für das Studium von projektbegleitender Literatur konzipiert. Der Raum versteht sich auch als eine zu Betriebszeiten offene Kommunikationszone.
Im Wesentlichen versuchte ich ein Modell von funktionsbezogenem Mobiliar in Dialektik zur architektonischen Sprache zu etablieren. Meinen gestalterischen Ansatz verstehe ich als ironisch-kritischen Beitrag in der Diskussion um jenen erweiterten skulpturalen Begriff, wie er sich etwa in signifikanten Beispielen der jüngst entstandenen Museumsarchitektur äußert. (J.D.) bild kravagna

Lakeside Science & Technology Park / Kunstraum Lakeside
Kunst im öffentlichen Raum / Kunst am Bau
Von Christian Kravagna. Hedwig Saxenhuber





Schlussbemerkung
Wenn man als Künstler des Öffentlichen Raums auch über die Bedingungen und die Verfahrensweisen im Einsatz von Kunst im öffentlichen Interesse nachdenkt, recherchiert und aufzeichnet, dann gerät man in eine Zwickmühle – auf der einen Seite erwartet der Künstler objektive Kriterien zu einer Entwicklung von Verwaltungsstrukturen, auf der anderen Seite glaubt er an die autonome Initiative und Selbstverwaltung aus dem eigenen künstlerischen Impuls heraus. Man reibt sich zwar an den herrschenden Arbeitsbedingungen, will aber diese nicht zum inhaltlichen Fokus der künstlerischen Arbeit machen. Der Ausweg, den ich hier gewählt habe, ist keine durchgehend „objektive“ Analyse, sondern durchaus eine polemische Auseinandersetzung mit den landläufigen Gepflogenheiten. Wenn es zu einem besseren Verständnis zur Position eines Künstlers, der im öffentlichen Raum agiert, führt, ist mein „Dienstleistungsauftrag“ im Zusammenhang mit dieser Publikation erfüllt.
Tomas Hoke, 2008






 
 
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