Kategorie - Theorie/Text aktiv  
  >> Text: Forum Kunst und Wissenschaft
    Jahr:1996
Wvznr: T51
Textgrundlage für Podiumsdiskussion Forum Kunst und Wissenschaft Schwerpunktthema :Kunst und Öffentlicher Raum
Forum Kunst und Wissenschaft

Schwerpunktthema :Kunst und Öffentlicher Raum

Voraussetzungen
Kärnten hat in Bezug auf öffentlichkeitswirksame Kunstereignisse 2 Projekte:
Carinthischer Sommer und den Bachmann Wettbewerb.
Alle anderen Ereignisse sind mangels Kontinuität und als Einzelereignisse kaum im Bewußtsein einer breiteren Öffentlichkeit verankert. Durch die mangelnde Kooperation der verschiedenen Organisationen wird es speziell für die bildende Kunst, auch durch den Mangel an politischer Entscheidungskraft, immer enger. Es gibt in Kärnten bisher nur Ansätze diesem Dilemma zu entkommen (siehe INTART 92).

Die Kunstentwicklung ist längst zu einer dialogischen Form gelangt, die den gesamten kulturellen und sozialen Umraum miteinbezieht. Die Wirklichkeit wird nicht mehr nur in Bilder umgeformt, sondern es wird gezielt in die Wirklichkeit des Lebensraumes eingegriffen. Über den Veranstaltungsmodus hinaus gibt es jene ?Interventionen? in den öffentlichen Raum, die oft erst dann wahrgenommen werden, wenn ein Skandal losbricht. Für Künstler ist diese Form der Auseinandersetzung selten wirklich fruchtbar. Doch diese ?Skandale? sind unter anderem auch daran mitschuldig, daß es zu keinem Diskurs kommt, der den Standard der Kunstrezeption hebt.

Kunst im öffentlichen Raum wird meist mit ?Kunst am Bau? verwechselt, also einem auftragsgebundenen Beiwerk im Zusammenhang mit einem Bauwerk (meist öffentliches Gebäude). Dies führt auch bei Künstlern zu einem Mißverständnis: Nämlich, daß ein Werk innerhalb eines öffentlichen Rahmens jene Rezeption erfährt, die ein Werk dank seines Kontextes mit dem Umraum lesbar machen soll. Da solche Arbeiten meist auf Dauer installiert sind, kann man gut die Halbwertszeit eines solchen Unterfangens noch zu Lebzeiten erfahren. Fast nie erreicht eine Arbeit permanente Resonanz. Das liegt offenbar daran, daß der Gesamtkunstwerker im Bezug auf das Entwickeln brauchbarer Zusammenarbeitsmodelle verzichten muß, da äußere Zwänge den Spielraum stark beeinträchtigen. Diese Form der Kunstäußerung muß dringend überarbeitet werden.

Der öffentliche Raum ist durch den Mediendruck zu einem interaktiven Ort geworden, der zwischen Privatraum und sozialem Außenraum fließende Übergänge hat. Hier kann man nicht mehr von Repräsentationskultur sprechen, da es nicht mehr darum geht, durch den Reizdruck hindurch so etwas wie einen Ort zu schaffen, der quasi sakrale Eigenschaften hat. Es wird darum gehen, durch viele verschiedene Eingriffe in den Raum, einen solchen im Wandel der Zeit permanent zu definierenden. Die Wahrnehmungsstrategien der Menschen sind über subtile Reize eroberbar (wie es die Werbestrategen vorzeigen), und damit auch manipulierbar. Den Blick ablenken auf etwas: wobei die Ablenkung des Blickes als die künstlerische Leistung angesehen werden darf.

Kunstschaffende, die über ihre eigene Obsession des Produzierens von Artefakten hinaus ihre Aufmerksamkeit den grundlegenden kulturellen Strukturen zuwenden, werden sehr schnell vereinnahmt: Sie sollen organisieren. Sie sollen sich ohne ausreichendem Rückhalt innerhalb der eigenen Künstlerkollegenschaft in der Öffentlichkeit exponieren. Mangels verläßlicher Ansprechpartner wird diese Tätigkeit selbst für den hartgesottensten Idealisten zum Desaster auf allen Fronten. Er kann nur verlieren, sowohl was seine künstlerische Arbeit betrifft, als auch in der Wahrnehmung als Kunstschaffender von außen .









 
 
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