Kategorie - Soundobjekte  
  >> "Metamaterials", k08 Stift Ossiach
    Jahr:2008
Wvznr: A640
Ausstellung k08 29.6.2008 - 31.8.2008 Unter dem Überbegriff >Metamaterials< sind 4 Arbeiten für ein Raumensemble im Stift Ossiach zusammengeführt: 1.Versailles Reloaded 2.Carinthian Soul 3.Pulse 4.Cosmic Tub
K08 Stift Ossiach Konzept
METAMATERIAL
Tomas Hoke

Voraussetzungen
Will man die Funktionen, Metamorphosen und Aggregatzustände von Kunstwerken in unterschiedlichen Ambienten beschreiben, fällt sofort auf, dass sich eine Ebene der Wahrnehmung, nämlich eine Metaebene selbsttätig einrichtet. Diese Metaebene ist Trägerin von Frequenzen des aktuellen Raum/Zeitzustandes eines Werkes, auf die nun Frequenzen der persönlichen Wahrnehmung aufmoduliert werden. Zusammen bilden sie eine synergetische Form von unmittelbarer Erfahrbarkeit. Ist ein Werk konzeptionell interaktiv angelegt, d.h. der Betrachter löst durch seine Präsenz eine Änderung des Zustandes des Werks aus, kommt eine Dimension dazu, die ich im Resonanzraum der Konfrontation als Element der nicht sichtbaren Energie als „Metamaterial“ bezeichne.

Physikalische Eigenschaften spezieller homogener Stoffe, die als „Metamaterialien“ das Brechungsgesetz auf den Kopf stellen, können Wellen so um Objekte herumleiten, dass diese „unsichtbar“ werden. Ihre physische Präsenz verschwindet, kann überhaupt nicht mehr nachgewiesen werden – das Objekt verliert seinen Schatten.

Die Frage nach den Eigenschaften eines Kunstwerkes wird mit physikalisch-chemischen Analysen im Normalfall nicht weit führen, auf der Metaebene der Zeitlichkeit können Codes gelesen, bzw. aufgeladen werden. Diese „unsichtbare“ Energie verhält sich wie im physikalischen Gedankenexperiment: die physische Präsenz eines Werks verschwindet, es besteht nun quasi als „Astralleib“ - der Blick geht nach innen.

Wenn „Sehgewohnheiten“ denn Blick schnell abgleiten lassen, weil vermeintlich Bekanntes oder Ähnliches im Kopf die Halbwertszeit überschritten hat, dann hat ein Werk eine wesentliche Funktion eingebüßt: Erregung von Aufmerksamkeit.
Im Falle interaktiver Arbeiten erregt der Betrachter das Werk, und diese Reaktion fordert wiederum die Aufmerksamkeit der Betrachter/Akteure heraus.

Räume
Die Benediktinerabtei Ossiach wird nach der Sekularisierung im 18.Jh (Joseph II) zunächst Kaserne und der Großteil der Bibliothek und des Archivs verschwand; ein Hotel setzte der Substanz weiter zu. Gegengesteuert wird seit den 70er Jahren vom Carinthischen Sommer, in naher Zukunft wird eine Musikakademie mit Mediathek eröffnet.

Die Räume, die für kurze Zeit der bildenden Kunst zur Verfügung stehen, werden auf die zukünftigen Funktionen „eingestimmt“: eine Reihe von akustischen Installationen übernehmen diese Aufgabe.

Installationen
Musikzimmer Obergeschoß:
Cornelius Kolig: Klangobjekt

Klangraum Kärnten OG:
Tomas Hoke: Versailles Reloaded, interaktive Spiegelwand (Bizarre Mirrors)

Leseecke (Erker Klangraum Kärnten)OG:
Tomas Hoke: Carinthian Soul [featuring Your Personality Light Column],
Interaktive audiovisuelle Zelle

Treppenhaus4 Obergeschoß:
Tomas Hoke: Pulse, 4 pulsierende Gummizylinder (4 verschiedene Herzrhythmen).

Treppenhaus4 Erdgeschoß:
Tomas Hoke: Cosmic Tub, Klangwanne, akustisches Möbel

DETAILS

Versailles Reloaded (VR) WV 613
OG: Kärntner Klangraum

Grundlagen
Aus dem Prototyp „Bizarre Mirror“ (WV 599), Spiegel, der beim Nähertreten das Spiegelbild durch dynamische Vibration unscharf macht, und damit dem Betrachter es unmöglich macht „sich selbst näher zu treten“, wird eine mehrteilige Rauminstallation entwickelt, die einerseits an die klassische barocke Spiegelgalerie anknüpft (hier wurden der höfischen Gesellschaft nicht künstlerische Artefakte als Tafelbilder präsentiert, sondern die Gesellschaft sonnte sich selbst im eigenen Glanz als erste Readymade -Bilderzeuger), andrerseits dreht die Rauminstallation (VR) mit analogen Mitteln die klassische Funktion des Spiegels ins Surreale, da, durch das Auftreten des Beschauers, eine Selbst-Reflexion desselben (durch das Auslösen heftiger Vibrationen des Spiegels) nicht über das Spiegelbild möglich ist. (Die „Reflektion“ spielt sich hier auf einer anderen Ebene ab).

(Erinnern wir Fotografien von Räumen, speziell in der Architekturfotografie, dann werden wir fast ausnahmslos mit menschenleeren Räumen konfrontiert, damit die Raumwirkung möglichst ungestört „objektiv“ dargestellt bleibt: Im VR Projekt reagiert der gespiegelte Raum unmittelbar auf den Besucher – der Raum „schlägt“ zurück...)

Arbeitstitel: Versailles Reloaded VR
Das Spiel mit dem Akronym VR (Virtual Reality) zu Versailles Reloaded ist durchaus nachvollziehbar: als historische Wirkkraft des Ortes, dessen bis in die Gegenwartsgesellschaft ragende Bedeutung; andrerseits erfüllt der Typus „Museum“ eine, sich im Verlauf der Geschichte stets wandelnde Funktion gegenüber der Gesellschaft.

Funktion/Gestaltung
An der gegenüber der Fensterfront liegenden Wand werden vier 2,5m hohe Spiegel direkt vor die Nordfenster montiert.
Jeder Spiegel wird mit einem Sensor bestückt, sodass die interaktive Funktion sich immer auf den unmittelbar nächsten Besucher bezieht. Die Spiegel werden „gestimmt“, das heißt, die übertragenen Frequenzen entsprechen den Eigenfrequenzen der Spiegel. Wenn mehrere Besucher die Spiegel anregen, entsteht im Raum eine Art >Schwebung<, die sich aus den unterschiedlichen Amplituden und Frequenzen der vibrierenden Spiegel ergibt.

Technik
Hochpolierter Spezialstahl (Berndorf Band), Exciter (Vibrationsüberträger), Ultraschallsensoren, Steuerungselektronik



AT: Carinthian Soul
OG: Kärntner Klangraum, Leseecke

Grundlagen
Die zukünftige Funktion des Raumes (Klangraum Kärnten) wird in einer „Urzelle“ vorweggenommen, allerdings so, dass über den Besucher der Zelle alle Lieder gleichzeitig herfallen. Durch die Verbindung mit der „lebendigen Lichtsäule“ (Lichtspiegel) wird diese Begegnung zum aufregenden und aufgeregten Erlebnis. Es scheint, als ob alle Chöre des Landes Eindruck auf den Besucher machen wollen und dabei vor Aufregung die Tonhöhe nicht mehr halten können...

Technik/Funktion/Gestaltung

Polycarbonatsäule opal weiß, innen RGB Mudul das alle Lichtfarben des sichtbaren Spektrums darstellt: Unbenützt Weiß leuchtend bei Annäherung eines Besuchers von Lichtblau durchs Spektrum bis zum Rot bei großer Nähe. Begleitet wird diese Funktion von einem Klang, der aus einer Fülle von überlagerten Liedern der Region erzeugt wird, und deren Tonhöhe bei Annäherung steigt. Dieser Klang wird von einer raumakustischen Breite zu einem trockenen zentralen Ton (Je näher am Objekt, desto stärker löst sich der [künstliche] Raum(klang) auf).
Gesteuert wird das Objekt über diverse Sensoren.

Die Säule steht halb in der Nische der Leseecke, die Fenster sind verdunkelt. 5 Kleinlautsprecher rundum erzeugen den Klangraum.


Pulse,
OG: Treppenhaus Nordseite

Grundlagen
Herzrhythmen sind Urrhythmen. 4 solcher verschiedener Rhythmen mit diversen Funktionsstörungen sollen das Stiegenhaus „beschallen“, sobald ein Besucher die halbe Höhe der Treppe erreicht, startet die Installation, kommt er oben an, ist er mit pulsierenden, sehr körperlich wirkenden Zylindern konfrontiert, die sich als „Empfangskomitee“ so gebärden, als ob sie völlig außer Atem wären. Die physische Präsenz dieser Zylinder greift unmittelbar auf das Innere der Besucher.

Funktion/Gestaltung
Im Treppenhaus OG, sind an der Nordseite 4 Gummizylinder (aus Pulse WV 498y) aufgestellt.

Technik
146 cm hohe, ø 42cm Gummizylinder, Basslautsprecher (Hub), Verstärker, Bewegungsmelder im Stiegenhaus (Erfassen der Besucher um einzuschalten).




[Cosmic Tub] Kosmisches Klangbad, akustisches Möbel
EG: Treppenhaus Eingangshalle

Grundlagen
Ausgangspunkt der Installation ist die Vorstellung, dass der Einfluss kosmischer Ereignisse auf unseren Planeten das Leben zumindest physikalisch mitgestaltet, dass die Entwicklungsgeschichte unseres Planeten nur mit dem, im Universum außergewöhnlichen, Überfluss an Wasser möglich ist, und dass der Mensch mit allem in Verbindung steht (und das auch wahrnimmt).
Die Installation Cosmic Tub erweitert die Möglichkeiten der „Badewanne“ ins Kosmische: Radiowellen ferner Galaxien werden zu hörbaren Klangfeldern transformiert, die wiederum die Seitenwände der Holzwannenkonstruktion in Schwingung versetzen.
In dieser „Wanne“ kann ein Klangbad genommen werden , das durch die Vibration der schrägen Wände aus der Modulation verschiedener Frequenzen extraterrestrischer Wellen (die von ausgewählten Galaxien stammen), die Benutzer der Installation in wohlige Sphären begeleiten.

Aufbau:
Aus drei 4 Meter langen und jeweils einem Meter breiten Betonschalungstafeln wird die simple Konstruktion in den Eingangsraum zwischen die beiden Treppen ins OG so gestellt, dass sie jederzeit begehbar/benützbar ist.
Diese „Wanne“ soll von Passanten benutzt werden: Entspannt liegend wird man von den Schwingungen und dem Ton der Holzplatten umfangen.
Unterkonstruktion: Sperrholzkonstruktion, versteckte Elektronik, Lautsprecher

Technik:
An den Außenseiten der Wände sind sg. Exciter montiert, die über einen zentrale Tonanlage mit dem Tonmaterial angespielt werden, und die Platten in Schwingung bringen.


Katalogtext
von Silvie Aigner

Tomas Hoke / Metamaterials

In Stift Ossiach, zugleich Spielort des Carinthischen Sommers und der Carinthischen Musikakademie, zeigt Tomas Hoke aus der Serie der Metamaterials eine Reihe von Klangskulpturen. Für den Kärntner Klangraum im ersten Stock des Stiftes schuf er mit Versailles Reloaded und Carinthian Soul speziell für den Ausstellungsstandort zwei neue in Situ Arbeiten.

Basis der Metamaterials bildet die Wahrnehmung von Kunstwerken über eine sogenannte Metaebene. Diese ist, so der Künstler, Trägerin von Frequenzen des aktuellen Raum-Zeitzustandes eines Werkes, auf die vom Betrachter persönliche Erfahrungen und Erinnerungen appliziert werden. Ist ein Werk darüber hinaus konzeptuell interaktiv angelegt, d.h. der Betrachter löst durch seine Präsenz einer Veränderung des Werkzustandes aus, entsteht ein Resonanzraum, in dem die Schwingungen zwischen dem Objekt und dem Betrachter im Mittelpunkt stehen. Dort entwickelt sich durch die Einbeziehung und Konfrontation des Betrachters eine nicht sichtbare Energie, als neues Element oder Dimension, die ich als Metamaterial bezeichne. Im Fall der interaktiven Arbeit erregt der Betrachter das Werk und diese Reaktion fordert wiederum die Aufmerksamkeit des Betrachters heraus und ermöglicht eine neue Rezeption des Kunstwerks. (Tomas Hoke)
Silvie Aigner

Innnehof Stift Ossiach: [Cosmic Tub] Kosmisches Klangbad, 2007
interaktive Soundinstallation, 400 x 240 x 95 cm

Ausgangspunkt der Installation ist die Vorstellung, dass der Einfluss kosmischer
Ereignisse auf unseren Planeten das Leben mitgestaltet und seine einzigartige Entwicklungsgeschichte allein durch den Überfluss an Wasser möglich ist.
Die Installation [Cosmic Tub] erweitert die Möglichkeiten der »Badewanne« ins Kosmische: Radiowellen ferner Galaxien werden zu hörbaren Klangfeldern transformiert. Diese versetzen die Seitenwände der Holzkonstruktion in Schwingung. Der Besucher ist eingeladen ein »Klangbad« zu nehmen. Die Vibration der schrägen Wände, die sich aus der Modulation der verschiedenen Frequenzwellen ergibt, begleitet den Besucher in wohlige Sphären. (Tomas Hoke)
Treppenhaus: Pulse
Die Grundlage für die Klangskulptur Pulse bilden menschliche Herzrhythmen. Diese bezeichnet der Künstler als Urrhythmen und setzt vier verschiedene Herzrhythmen mit diversen Funktionsstörungen in die Gummizylinder. Diese beschallen mittels der in den Zylindern montierten Basslautsprecher das Stiegenhaus, sobald ein Besucher die Höhe des Treppenabsatzes erreicht und das mit barocken Fresken bemalte Foyer des Kärntner Klangraums betritt. Der Besucher ist in der Folge mit pulsierenden Klangkörpern konfrontiert, die er haptisch und audiovisuell erleben kann. Sie gebärden sich als Empfangskomitee, als wären sie völlig außer Atem. Die physische Präsenz der Zylinder greift dabei jedoch unmittelbar auf die Emotionalität und die innere Frequenz des Besuchers. (Tomas Hoke)
Silvie Aigner

Kärntner Klangraum: Versailles Reloaded, Carinthian Soul, 2008.
Aus dem Prototyp Bizarre Mirror entwickelte Tomas Hoke eine mehrteilige Rauminstallation aus 2,5 Meter hohem Spiegel aus hochpoliertem Berndorfer Band (Spezialstahl), die inhaltlich an die barocke Spiegelgalerie anknüpft. Die repräsentative Funktion des Spiegels in der barocken Architektur sowie seine Funktion der Wiedergabe wird jedoch ins Surreale übersetzt. Durch das Auslösen einer heftigen Vibration beim Herantreten wird das Spiegelbild des Betrachters verzerrt und unscharf. Die Spiegel vibrieren in unterschiedlichen Frequenzen. Jeder Spiegel ist mit einem Sensor bestückt, sodass die interaktive Funktion sich immer auf den unmittelbar nächsten Besucher bezieht. Es wird dem Betrachter unmöglich gemacht sich selbst näher zu treten. (Tomas Hoke) Als interaktiver Erlebnisraum angelegt, löst bei Carinthian Soul der Besucher durch einen Bewegungsmelder einer Interaktion von Musik und Licht aus. Gemäß der Widmung des Raumes erschallt Musik von Kärntner Chören in deutscher und slowenischer Sprache.








 
 
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