Kategorie - Performance  
  >> Das Kalkwerk
    Jahr:1989
Wvznr: 318
Installation bestehend aus Reaktor, Edelstahl; 2Wasserbehälter, Edelstahl; Holzgerüst für die Wasserspeicher; Schläuche vom Reaktor in die "Grube"; Ungelöschter Kalkstein
Monika Pessler in "Werkbericht"
...
Tomas Hoke erarbeitet ab Mitte der 80er Jahre ein Konzept zur bildnerischen Darlegung von Formfindung. – Das „Kalkwerk“, wird 1989 im privaten Rahmen des heimischen Gartens zur Uraufführung gebracht. „Mich interessierte hier die Gestaltwerdung in den Vorstufen zur Form, das heißt, die Entscheidung zur Form soll sich in ihrer Vorbereitungsphase selbständig entwickeln können“.2 Der prozessuale Verlauf der Aggregation chemischer Substanzen wird inszenatorisch aufbereitet und in einer rituellen Handlung zur Darstellung gebracht.

Zwischen der Kirche und dem Schloß von Saager, in einem halböffentlichen Raum, im „weißen Bereich“ zwischen den baulichen Manifestationen weltlicher und himmlischer Herrschaft, befindet sich der „Reaktor“ (Abb. 60), ein kreuzförmiger, nach der Nord-Südachse ausgerichteter Behälter aus Stahl, weiters eine rechteckige Erdgrube neben dem „Reaktor“ und zwei Wasserspeicher, die erhöht auf einer Holzkonstruktion stehen und durch Schläuche miteinander verbunden sind. Die Handlanger dieser dreiteiligen Apparatur (Ulrike und Tomas Hoke3) beginnen die Metallrinnen mit gebranntem Kalkstein und Eisbrocken zu füllen. Danach wird Wasser aus den Speichern in die Wanne geleitet und für den Zuschauer beginnt das mystische Schauspiel von Zerfall und Auflösung der Substanzen. – Der Kalk, das „Trägerelement“, und das „Bewegungselement“4 Wasser werden im Verlauf des Löschvorganges zu einer kochenden, berstenden Masse. Das Ereignis schildert Veränderlichkeit, Werden und Vergehen, Formfindung und -auflösung. Den korrespondierenden, wild gestikulierenden Stoffen werden Milch, Blut, Essig und Salz beigefügt. Diese organischen und mineralischen Substanzen, die in ihrer Bedeutung Zeichen des (Über)Lebens sind, binden sich in den chemischen Prozeß ein, um am Ende von diesem aufgesogen und gleichwertiger Bestandteil des homogenen Endproduktes zu sein. Die zur Ruhe gekommene Masse wird in die Erdgrube weitergeleitet. Ein Tierherz, bedeckt mit einem kopfförmigen Kalkstein, lagert dort –, beim Zusammentreffen von milchiger Flüssigkeit, Kalkstein und Tierfleisch wird noch einmal eine Reaktion hervorgerufen, die für den Moment einen roten Farbakzent setzt, um sich gleich darauf im weißen Einerlei zu verlieren. Bis zum Rand gefüllt, mit einer Bronzewanne verschlossen, noch einmal begossen, mit Holz und Erde bedeckt (verreckt!). – So bleibt die taube Masse, der Restbestand einer provozierten Reaktion, im Geheimen bewahrt.




 
 
impressum | datenschutzerklärung | 2004 - 2024 tomas hoke